Dienstag, 25. April 2017

[Rezension] Der Prinz der Elfen (Holly Black)





♥ Titel: Der Prinz der Elfen
OT: The Darkest Part of the Forest
♥ Reihe: Einzelband
♥ Autorin: Holly Black
♥ Verlag: cbt
♥ Preis: 16,99€ (HC)
♥ Erscheinungsjahr: 2017
♥ Seiten: 416
♥ Genres: Fantasy, Jugendbuch


Büchern über Feen und Elfen kann ich nur schwer widerstehen, vor allem seit ich Plötzlich Fee verschlungen habe. Der Prinz der Elfen sollte mein erstes Buch der Autorin Holly Black sein, dementsprechend gespannt war ich auch.

Cover: cbt




Am Ende eines Waldweges, hinter einem Bach und einem ausgehöhlten Baumstamm mit Asseln und Termiten, stand auf dem Erdboden ein Sarg aus Glas. Darin schlief ein Junge mit Hörnern und Ohren, so spitz wie Messer.

(S. 9)



Die Geschwister Hazel und Ben leben in dem Ort Fairfold, der an das magische Elfenreich grenzt. Seit Jahrzehnten steht dort, mitten im Wald von Fairfold, ein gläserner Sarg, in dem ein Elfenprinz schläft – von Touristen begafft und von der Bevölkerung argwöhnisch beäugt, auch wenn Hazel und Ben die alten Geschichten nicht glauben. Seit Kindertagen fühlen sie sich zu dem schlafenden Jungen magisch hingezogen, ihm vertrauen sie alle ihre Geheimnisse an. Inzwischen ist Hazel 16 und küsst immer neue Jungs, um die Leere in ihrem Herzen zu füllen. Doch als eines Tages der Sarg leer ist und der Prinz erwacht, werden die Geschwister in einen Machtkampf der Elfen gezogen. Hazel muss die Rolle annehmen, in die sie sich als Kind immer geträumt hat: als Ritter gegen ein dunkles Monster kämpfen…

Text: cbt



Es handelt sich um ein dunkelgrünes, gebundenes Buch mit Schutzumschlag. Das Cover ist fantasievoll gestaltet und ebenfalls größtenteils grün, was sehr gut zur Geschichte passt, da diese sich überwiegend im Wald abspielt. Das Augenmerk wird durch den weißen Rand klar auf das Zentrum des Covers gelenkt. In den Umrissen eines Jungen mit Kapuze kann man ein rothaariges Mädchen und einen Wald sehen - es ist, als würde man durch ein Portal in eine andere Welt blicken und direkt hindurchsteigen können! Meinen persönlichen Geschmack trifft die Gestaltung zwar insgesamt nicht ganz, aber es hat sich jemand auf jeden Fall etwas dabei gedacht und dem Buch einen faszinierenden Mantel verpasst, der wie angegossen passt.


Ein seltsames Buch, anders kann ich es nicht sagen, und es hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen. Ich hatte wohl einfach vollkommen falsche Erwartungen. Zunächst einmal braucht die Geschichte SEHR lange, um in Fahrt zu kommen und gerät nach fast 200 von 416 Seiten erst so richtig ins Rollen. Die erste Hälfte kann man eigentlich nur als eine laaaaangsame Einführung beschreiben, in der nach und nach die wichtigsten Charaktere auftauchen und die Geschichte der kleinen Stadt Fairfold erläutert wird. Fantasievoll ja, aber einfach langweilig. Insbesondere die vielen Rückblenden, die oft seitenlang fortgesetzt werden oder auch ganze Kapitel umfassen können, haben mich eher schläfrig gemacht und sehr aus dem Lesefluss gebracht. Zwar sind die Hintergründe wichtig für den weiteren Verlauf der Story, allerdings finde ich einfach, dass sie nicht sonderlich gut in diese eingebettet wurden. Die Handlung bewegt sich sehr lange nur auf der Stelle und man hofft eigentlich nur, dass endlich mal was passiert.

Noch dazu ist alles in Fairfold, auch seine Bewohner, ziemlich befremdlich und unwirklich, weshalb ich mich erst nicht wirklich in die Geschichte einfinden konnte. Die Familie der Geschwister Hazel und Ben war mir dann doch ein bisschen zu abgedreht, einfach nur strange. Ich meine, die Eltern haben zwei Kleinkinder aus einem Hundenapf essen lassen und sie ganz allein gelassen, sodass sie im Wald Elfen abschlachten gegangen sind - eh what? o.O Noch dazu ist ständig die Rede von irgendwelchen Grünkohl-Müsli-Weintrauben-Riegeln - ich möchte niemandem zu nahe treten, der so etwas vielleicht gerne isst, aber da wurde mir beim Lesen ehrlich gesagt etwas schlecht, so etwas bekomme ich nicht runter. >.<

Wie gesagt, nach den ersten 200 Seiten ging es dann rund, es kommt richtig Action in die Geschichte: Mysteriöse Vorkommnisse versetzen die gesamte Stadt in Angst und Schrecken, eine unbekannte Bedrohung bahnt sich ihren Weg und es gilt immer neue Geheimnisse aufzuklären. Hazel kann bald niemandem mehr vertrauen - nicht einmal sich selbst. Im weiteren Verlauf wird der Plot zunehmend spannender, komplexer, vielschichtiger und geheimnisvoller. Die Fantasie, mit der Holly Black ihre Geschichte erzählt, hat etwas Neuartiges, Schaurig-Schönes, fernab des Mainstreams. Es wird gruselig und magisch, dazu werden viele Legenden und märchenhafte Elemente eingebracht. Sehr gefallen hat mir, dass in Fairfold die Elfen und ihre Magie allgemein bekannt sind und als Touristenattraktion gelten. Ein Wechselbalg (vertauschtes Elfenkind) geht sogar mit den anderen Jugendlichen zur Highschool. Die Elfen sind meist schöne Wesen bösartiger Natur und suchen sich menschliche Opfer, wie in den ursprünglichen Legenden über Feen, weshalb in der Geschichte auch eine Menge Blut vergossen wird, allerdings existieren auch gutartige Wesen unter ihnen.

Die Story wartet außerdem mit einigen Twists auf, die ich so nicht erwartet hätte, und steuert in eine Richtung, die mir doch sehr gefallen hat. Was hat es mit dem Erwachen des Elfenprinzen auf sich? Wer oder was bedroht die Bewohner Fairfolds? Wer zieht im Hintergrund die Fäden? Und worin besteht Hazels Rolle? All diese Handlungsfäden laufen am Ende zu einem großartigen Finale zusammen. Die Autorin lässt wirklich keine Fragen offen und am Ende kann man nur den Hut ziehen, wie komplex sie diese auf den ersten Blick einfache Handlung doch gesponnen hat.

Was die Liebesgeschichte angeht, bin ich besonders zwiegespalten. Eigentlich handelt es sich sogar um zwei Liebesgeschichten, die tatsächlich vollkommen ohne Liebesdreieck auskommen und für mich sehr unerwartet waren, allerdings konnte mich keine von beiden so wirklich überzeugen. Beide kommen leider ziemlich aus der Luft gegriffen daher, verlaufen clichéhaft und recht unglaubwürdig.


Im Gegensatz zur Story konnte ich mich mit den Charakteren leider bis zum Schluss nicht anfreunden. Ich bin einfach nicht mit ihnen warmgeworden. Da hätten wir einmal Hazel und Ben, Geschwister, die "ihren" Elfenprinzen befreien wollen, seit sie klein waren. Ich würde mal behaupten, dass beide die Protagonisten der Geschichte sind, Hazels Part aber deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt. Beide waren mir nicht wirklich sympathisch oder greifbar, obwohl die Autorin sich tatsächlich sehr bemüht hat ihnen Leben einzuhauchen. Man kann ihr wirklich nicht vorwerfen, dass sie ihre Charaktere nach Stereotypen entworfen hätte. Allerdings war gerade Hazel mir wieder etwas "zu besonders", sodass ich mich gar nicht richtig in sie hineinversetzen konnte. Noch dazu scheint nichts sie so wirklich aus der Ruhe zu bringen oder zu berühren, selbst in einer Szene, in der sie weint, hatte ich nicht den Eindruck. Dass sie gerne wahllos irgendwelche Jungs zu küssen scheint, macht sie mir auch nicht gerade sympathischer und es auch nicht glaubhafter, wenn sie plötzlich von Liebe spricht.

Ben kommt schon etwas netter daher, hat aber nicht wirklich eine Persönlichkeit. Und als er dem Elfenprinzen Severin begegnet, ist es bei ihm direkt die große Liebe, obwohl er ihn nicht kennt. Das Thema Homosexualität wird angeschnitten, aber nicht zu sehr ausgedehnt, es ist einfach ein weiterer Teil von Bens Leben und ist auch nicht zu gewollt in das Buch gequetscht, was ich ganz gut finde. Dadurch können einige Clichés, den Verlauf der Liebesgeschichten betreffend, umgangen werden, andere leider nicht. :/ Mir hat dann auch hier wieder das Gefühl gefehlt, irgendetwas, das mich mitreißen kann.

Von den Love Interests fand ich Severin sehr langweilig. Sein Charakter wird eigentlich nicht wirklich erwähnt, eher sein Äußeres - sehr schade. Jack dagegen fand ich sehr interessant und konnte ihn auf Anhieb gut leiden.


Eigenwillig und außergewöhnlich, ein wenig verwirrend, aber ganz sicher nicht schlecht. Holly Blacks Stil kommt mir irgendwie ein bisschen kompliziert vor, obwohl sie weder ellenlange Schachtelsätze noch in Metaphern schreibt. Über das ganze Buch hinweg hatte ich leider das Problem mir die beschriebene Umgebung nicht richtig vorstellen zu können. Die Dialoge fand ich auch an einigen Stellen etwas... seltsam. Ansonsten ließ sich das Buch recht flüssig lesen, es war nicht langatmig.


Ich hatte vollkommen falsche Erwartungen an das Buch und es hat mich nicht wirklich umgehauen. Die Story ist eigentlich grandios, sehr komplex und definitiv einen zweiten Blick wert, aber der exrem langsame Einstieg und die fehlende Verbindung zu den Charakteren machen es mir schwer das Buch wirklich zu mögen.


Leider nur eine eingeschränkte Empfehlung:






Ein Dankeschön für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars geht an:





Kaufen (HC): [Verlag] [Amazon] [Thalia]



Weitere Meinungen:






Habt ihr das Buch bereits gelesen?













6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Lena,

    ich finde jetzt nicht, dass deine Rezension zu lang geworden ist. :) Dafür muss ich gestehen, dass ich mit Elfen und Feen bislang in der Literatur meine Probleme hatte. Irgendwie komme ich mit ihnen nicht zurecht und ich dachte, ich könnte ihnen mal wieder mit einem neuen Buch, eine neue Chance geben. Allerdings bin ich skeptisch und lasse lieber die Finger davon.
    Liebe Grüße Cindy

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    1. Hey Cindy,

      vielen Dank! Ich habe leider das Problem, dass meine Rezis gefühlt immer länger werden, aber beim nächsten Mal passiert es dann doch wieder, obwohl ich versuche weniger zu schreiben. :D

      Dass du mit Elfen nichts anfangen kannst, ist sehr schade! "Das Reich der sieben Höfe", das dich interessiert hatte, ist aber auch eine Art Elfenbuch... mal als kleine Warnung.^^ Meine liebsten Bücher über Elfen/ Feen sind die "Plötzlich Fee" Bücher, die könnte ich dir sehr empfehlen. Von "Der Prinz der Elfen" würde ich dir dann auch auf jeden Fall abraten, das Buch ist einfach zu speziell. Ansonsten ist es auch nicht schlimm, wenn du dich mit solchen Büchern nicht anfreunden kannst, vielleicht ist das Thema wirklich einfach nichts für dich.

      Welche Bücher hast du denn schon gelesen? Würde mich ja mal interessieren.

      Liebe Grüße
      Lena ♥♥♥

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  2. Hi Lena,

    ich hab lange vor dem Twilight Hype Vampirromane mit hohem Erotikanteil gelesen (obwohl viel zu jung ^^"), in der gleichen Zeit kamen mir ähnliche Elfen/Feen Romane in die Hände und die waren mir zu "brutal" und jeder hat mit jedem etwas angefangen, . Das war mir too much. Hat es mit etwas vergeigt, allerdings möchte ich dem Höfe Buch sehr gerne eine Chance geben. Bin ja nun keine 13 mehr. ;)
    Liebe Grüße Cindy

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    1. Hallo nochmal :)

      So ist das also. Ja, mit 13 habe ich damals House of Night gelesen - Vampirroman mit Erotik und die Protagonistin "hat mit jedem was" XD Da war ich damals auch etwas abgeschreckt. Als Erwachsene hat man da ja wieder einen ganz anderen Blickwinkel drauf, da hast du recht. :) Ich muss abr sagen, dass ich bei Elfen weiterhin eher die Geschichten bevorzuge, in denen es vorrangig um die Wesen, ihre Welt und eine schöne Liebesgeschichte (mit einer Person) geht.^^ Wenn man so etwas möchte, dann halt eher Jugendbuchabteilung. "Plötzlich Fee" ist auch ein bisschen brutal, aber auch sehr romantisch, kann es also weiterhin nu empfehlen. Ich bin sehr gesapnnt, was du schlussendlich lesen wirst, wenn du es denn nochmal versuchst, und ob "Das Reich der sieben Höfe" in deinem Regal landet.^^

      Liebe Grüße
      Lena ♥♥♥

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  3. ~ Aloha ~ Lena ~

    ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass deine Rezension zu lang geworden ist. Du hast doch sehr gut auf den Punkt gebracht, was dir besser oder eher schlechter gefallen hat. Du hast wichtige Punkte angesprochen, deine Kritikpunkte erläutert und uns damit einen guten Eindruck gegeben.

    Momentan bin ich immer noch neugierig auf die Geschichte. xD Es klingt einfach total cool! Was mich aber ein wenig abschreckt, sind die Charaktere. Ein langatmiger Einstieg ist zwar auch nicht so prolle, aber Charaktere sind aus meiner Sicht das A und O einer Geschichte. Dankeschön für diesen guten Einblick! ♥

    Ganz liebe Grüße
    Leni ♥♥♥♥

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    1. Hey Leni,

      danke für das liebe Feedback! ♥ Tatsächlich ist diese Rezi im Gegensatz zu anderen der letzten Zeit schon ein bisschen kürzer geworden. :D Ich habe dann wirklich immer tausend Sachen, die ich ansprechen möchte, aber gleichzeitig möchte ich nichts einfach nur knapp anschneiden... :/ Und dann wird es immer länger. Hast mir ja auch schon mal geschrieben, dass es bei dir ähnlich ist. Leider brauche ich für diese Art von Rezis dann auch immer entsprechend lange, was mich ein bisschen stört. :D

      Die Geschichte ist tatsächlich ziemlich gut, aber ja, die Charaktere. :D Die sind mir auch sehr wichtig und wenn ich sie nicht mag, macht mir das schnell viel kaputt.

      Liebe Grüße
      Lena ♥♥♥

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