Ein Dankeschön an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal von Random House für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Achtung! Dies ist eine sehr lange Rezension, da ich viel zu diesem Buch loswerden möchte und sowohl die positiven als auch die negativen Seiten ausführlich beleuchten werde.
Achtung! Dies ist eine sehr lange Rezension, da ich viel zu diesem Buch loswerden möchte und sowohl die positiven als auch die negativen Seiten ausführlich beleuchten werde.
Cover: Goldmann |
♥ Titel: Mädchentod
♥ OT: Black-Eyed Susans
♥ Autorin: Julia Heaberlin
♥ Verlag: Goldmann
♥ Preis: 9,99€ (Klappenbroschur)
♥ Erscheinungsjahr: 2016
♥ Seiten: 448
♥ Genres: Psychothriller
In meiner Rolle als Bloggerin und Rezensentin ist es mir mit Abstand am wichtigsten, meine Meinung absolut ehrlich und direkt niederzu- schreiben und zu verbreiten. Daher fühle ich mich trotz aller Wertschätzung gegenüber des Werkes eines Autoren verpflichtet, möglichst von diesem Buch abzuraten. Warum dies so ist, könnt ihr in meiner folgenden Rezension nachlesen.
♥ Inhalt ♥
Kurz vor ihrem 17. Geburtstag wurde Tessa Cartwright halb begraben auf einem Feld in Texas gefunden – inmitten menschlicher Gebeine, kaum am Leben und ohne Erinnerung an ihre Entführung. Als einzige Überlebende eines Serienkillers gelangte sie zu zweifelhaftem Ruhm. Ihr Peiniger wurde schließlich gefasst. Knapp zwei Jahrzehnte sind seitdem vergangen – doch plötzlich erhält Tessa verstörende Nachrichten. Nachrichten, die nur vom Täter kommen können. Sitzt ein Unschuldiger in Haft? Will der Mörder sein Werk vollenden? Tessa muss die Wahrheit finden – und schneller sein als der Killer.
Text: Goldmann
♥ Cover & Aufmachung ♥
Das knallgelbe Cover gefällt mir sehr gut und passt perfekt zur Geschichte. Die schwarzen, verwelkenden Blumen sollen die schwarzäugigen Susannen (eine Blumenart mit gelb-schwarzer Färbung) darstellen, die eine zentrale Rolle in der Handlung einnehmen.
Ansonsten ist die handliche Klappenbroschur ebenfalls sehr ansprechend gestaltet. Eine orangene Klappe umfasst das letzte Drittel der Seiten und wirbt für ein Gewinnspiel. Optisch ein Hingucker, aber nicht gerade förderlich fürs Lesen. Man kann nämlich den letzten Teil des Buches nicht lesen, ohne es zunächst von diesem Ding zu befreien - das dann heraushängt und festgehalten, vom Buch weggehalten werden muss. Auch ganz hinten hineinstopfen kann man die Pappe leider nicht, was äußerst unpraktisch ist! Dadurch geht doch die eigentliche Intention hinter dem Medium Buch - das Lesen und der Spaß daran - verloren oder wird zumindest erschwert, was einfach nur ärgerlich ist. Mehr als einmal war ich drauf und dran, das Ding einfach abzuschneiden - aber eine Schere würde ich letztendlich doch niemals an meine Bücher lassen.
♥ Umsetzung ♥
Ich bin so unglaublich enttäuscht von diesem Buch. Die Story klang so unglaublich spannend und vielversprechend, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Ich war mir so sicher, dass es mir gefallen würde. Vor allem mir als absoluter Psychothriller-Fan. Psycho ist das Buch tatsächlich, von einem Thriller ist in Mädchentod allerdings nicht viel zu spüren, denn es ist fast durchgehend stinklangweilig.
Die Handlung des Romans ist in drei Teile aufgesplittet und spielt in jedem davon jeweils in zwei Zeitebenen, was ich prinzipiell immer total toll finde. Die erste ist die Gegenwart aus der Sicht von Tessa, einige Wochen vor dem Prozess des Angeklagten im Fall der Mädchenmorde. Hier erfahren wir, wie sich das schreckliche Ereignis auf Tessas weiteres Leben ausgewirkt hat und wie sie allmählich Zweifel beschleichen, ob wirklich der Richtige für diese Tat büßen wird. Bei der anderen Zeitebene handelt es sich um die Vergangenheit kurz nach der traumatischen Begebenheit, zunächst Tessies Sitzungen bei ihrem Psychiater und die Vorbereitungen auf ihre Aussage. Im zweiten Teil wird diese Handlungsebene durch die Protokolle aus der Gerichtsverhandlung ersetzt, in Teil 3 durch die Perspektive ihrer besten Freundin Lydia. Diese Unterteilung und die Perspektivwechsel fand ich sehr intelligent ausgearbeitet. Noch dazu bringen sie wenigstens ein bisschen Spannung rein.
Insgesamt muss man leider sagen, dass die Vergangenheitsebene natürlich nicht viel zum Fortschreiten der Handlung beiträgt, aber Stück für Stück über die Hintergründe und Ereignisse des Vorfalls sowie Tessas Trauma aufklärt. Diese Kapitel fand ich daher sehr viel spannender als alles andere, da ich ja gerne Antworten auf meine Fragen haben wollte. In der Gegenwartsebene werden jedoch nur immer neue Fragen aufgeworfen und die Handlung bleibt meist vollkommen auf der Strecke. Anstatt die Ereignisse sich überschlagen oder Spannung aufkommen zu lassen passiert einfach kaum etwas. Man hat das Gefühl, Tessa lebt einfach nur so vor sich hin. In wenigen Tagen wird zwar womöglich ein Unschuldiger hingerichtet, aber Tessa bastelt einfach weiter an ihrem zauberhaften Tüllröckchen herum, das bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Überhaupt scheint Julia Heaberlin viel mehr Wert auf sinnlose Beschreibungen und unnötige Nebenhandlungen zu legen als auf das Voranschreiten der Geschichte. So wird beschrieben, wie das Training von Tessas Tochter Charlie abläuft, was alles in ihrem Zimmer rumliegt, was die Nachbarin alles ekliges backt, wie irgendwelche Personen aussehen und in welche Markenklamotten sie gekleidet sind, die keinerlei Einfluss oder Wichtigkeit gegenüber der Handlung besitzen, oder Ewigkeiten in reiseführerartige Ausführungen ausgeschweift, während haargenau erklärt wird, welche Sehenswürdigkeiten sich eine vollkommen unwichtige alte Dame ansehen soll sowie warum. Und das seitenlang. Das Buch zu lesen gestaltete sich dadurch in der ersten Hälfte zäher als Kaugummi, weshalb ich sogar in eine regelrechte Leseflaute gerutscht bin und sehnsüchtig die ungelesenen Bücher in meinem Regal betrachtet habe.
Dazu kam noch, dass ich immer wieder einfach komplett verwirrt war, sich Dinge und Sachverhalte sogar widersprechen. Als wenn es nicht schon gereicht hätte, dass man die ganze Zeit über vergeblich auf Antworten wartet und etliche Kapitel in fiesen, komplett verwirrenden Cliffhangern enden, die dann oftmals gar nicht aufgelöst oder erklärt werden. Von einem "meisterhaften Thriller", "Must-Read" oder "rasantem Plot" (siehe Buchrückseite) kann hier einfach nicht die Rede sein! Besonders entsetzt bin ich von einem Zitat der Times, die doch tatsächlich von "rasanter Spannung" spricht. Haben die vielleicht ein anderes Buch gelesen? o.O
Zum Ende hin kommt dann zum Glück wirklich mal ein bisschen Spannung auf, wodurch ich das Buch längst nicht als grottig bezeichnen würde. Der Plot ist ja auch durchaus intelligent gestrickt, aber es dauert einfach zu lange (fast zwei Drittel des Buches!), bis wirklich mal etwas passiert. Dadurch bin ich mit vollkommen falschen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, die einfach überhaupt nicht erfüllt werden. Sehr enttäuschend. Da hat es der Shodown am Ende dann auch nicht mehr rausgerissen. Klar, am Ende finden all die losen Fäden zusammen und es gibt noch einmal einige verstörende, spannende und intelligente Wendungen, die mich dann auch wirklich ein bisschen an das Buch gefesselt haben und etwas Gutes aus dem eigentlich fantastischen Grundplot herausgekitzelt haben. Nur leider kommt das alles viel zu spät und Schlag auf Schlag, was gar nicht zum Rest des Buches passt. Die Auflösung ist spannend zu lesen, aber doch recht offensichtlich und wenig überraschend, wenn auch gut inszeniert. Meiner Meinung nach hat Julia Heaberlin sich mit ihrer Geschichte viel zu lange auf der Stelle bewegt und damit sehr viel Potential für ein beeindruckendes Buch verschenkt.
Positiv finde ich jedoch die Bemühungen des Verlages, das Wortspiel rund um die schwarzen Susannen, die Blumen, die auf dem Mädchengrab gefunden wurden, so weit es in ihrer Macht stand, aufrechtzuerhalten. Anscheinend istmit dem Begriff Black Eyed Susans in der englischen Originalausgabe nämlich nicht gemeint, was in unserem Raum als schwarze Susanne vertanden wird, weshalb bei der Übersetzung etwas getrickst wurde. Ich finde es immer mehr als schade, wenn in einer Übersetzung tolle Sprichwörter, Wortspiele oder Metaphern wegfallen, weshalb ich es wirklich toll finde, wie viele Gedanken sich um diesen Ausdruck gemacht wurden. Trotzdem konnte ich schon nach einigen Seiten die Wörter "schwarzäugig" und "Susanne" einfach nicht mehr lesen - sie kommen viel zu oft vor und haben mir irgendwann nur noch ein Augenrollen entlockt. Warum mussten es auch unbedingt Blumen mit einem so komischen, langen Namen ein? Kornblumen hätten es doch auch getan. XD
♥ Charaktere ♥
Durchweg unsympathisch, allen voran Tessa. Sie ist nicht nur ein komplett unauthentisches Opfer, sondern noch dazu viel zu aufmüpfig, was ihre Situation betrifft, und ebenso gnadenlos manipulativ und falsch. Die ganze Zeit über wahrt sie ihre Geheimnisse anstatt einem Unschuldigen das Leben zu retten oder bei der Auflösung des Falls weiterzuhelfen. Sie kooperiert einfach mit niemandem und scheint über allen zu stehen, wodurch ich bis zum Schluss nicht mit ihr warmgeworden bin. Noch dazu sitzt sie immer vollkommen untätig auf ihrem Hintern rum und handelt komplett fragwürdig und unnachvollziehbar. Ich kann noch nicht einmal ein Beispiel für das alles nennen, weil ich mich einfach kein einziges Mal mit ihr identifizieren konnte. Von einer "starken, einzigartigen Heldin", wie es auf der Innenklappe des Buches beschrieben wird, kann hier nicht die Rede sein. Eventuell einfach einzigartig unsympathisch und makaber. Besonders komisch finde ich auch noch ihre "Liebesbeziehung" zu einem Anwalt, die einfach nur unglaubwürdig rüberkommt und zum Schluss einfach komplett unter den Tisch fällt.
♥ Schreibstil ♥
Verwirrend von Anfang an. Ich hatte das Gefühl, dass es mit der Zeit besser wurde, aber generell schreibt Heaberlin einfach unglaublich unpräzise, irritierend und unver- ständlich, sodass man der Handlung nur schwer folgen kann und sich immer wieder fragt, ob man zwischendurch etwas verpasst hat. Die Wortwahl ist eigentlich sehr schön und es fließen immer wieder sarkastische Wortspiele oder etwas makaberer Humor ein, aber, wie bereits erwähnt, hat die Autorin die unvorteilhafte Angewohnheit furchtbar ausschweifend und dazu noch verworren zu schreiben - dadurch war ich bis zum Zuklappen des Buches einfach nicht mit ihr auf einer Wellenlänge. "Ruhig und langsam" passt meiner Meinung nach einfach nicht zu einem Psychothriller.
♥ Fazit ♥
Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber es hält einfach nicht, was es verspricht. So kann ich nur noch die armen Seelen aller Thriller-Liebhaber da draußen vor diesem Buch warnen. Spannung wollte kaum aufkommen, aber um über die Handlung lachen kann man leider auch nicht, da es dafür nicht unterhaltsam genug und einfach nicht direkt ein schlechtes Buch ist. Darüber hinaus ist es unglaublich langatmig und verwirrend geschrieben. Von Anfang an habe ich mir die Frage stellen müssen, ob ich etwas verpasst habe, das alles so gewollt ist oder ich einfach nur zu dumm für dieses Buch bin. Ich weiß es bis jetzt nicht.
Da die Geschichte an sich aber auf einer tollen Idee basiert und sich das Buch im letzten Drittel noch sehr in seiner Spannung gesteigert hat, bekommt es noch ganz haarscharf 2,5 von 5 Herzchen.
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