Dienstag, 12. September 2017

[Rezension] Der dunkle Kuss der Sterne (Nina Blazon)


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♥ OT: /
♥ Reihe: Einzelband
♥ Autorin: Nina Blazon
♥ Verlag: cbt
♥ Preis: 16,99€ (HC)/ 9,99€ (TB)
♥ Erscheinungsjahr: 2014
♥ Seiten: 528
♥ Genres: Jugendbuch, High Fantasy


Nina Blazon ist mit Abstand meine Lieblingsautorin. Somit scheint es umso schlimmer, dass dieses Buch so lange ungelesen im Regal stehen musste. >.< Es hat mich mit seinem Wüsten-Setting ein wenig an Amani und Elias & Laia erinnert, schlägt jedoch eine etwas andere Richtung ein.

Cover: cbt



Das, was mich ausmachte, war einfach verschwunden. Irgendetwas hatte den Glanz von meiner Haut genommen, den Klang aus meiner Stimme, die Stärke aus meinen Knochen und den Mut aus meiner Seele.

(S. 26)



Canda, eine junge Frau der obersten Kaste Ghans, wacht nach einem schrecklichen Albtraum auf und erkennt sich selbst nicht mehr im Spiegel: Es ist ihr Gesicht, das ihr entgegenblickt, aber etwas ist verloren gegangen. Ihr fehlt der Glanz, mit dem sie alle bezaubert hat. Und Tian, dem sie versprochen war, ist spurlos verschwunden… Ihre eigene Familie verstößt sie und lässt sie wegsperren, doch Canda entkommt. Und trifft ausgerechnet auf die Mégana, die Herrscherin des Landes, die ihr einen erstaunlichen Handel vorschlägt: Sie stellt Canda einen Sklaven, den geheimnisvollen Amad, zur Seite, um Tian zu suchen. Doch der Preis, den Canda dafür zahlen muss, ist hoch, und ihre Suche führt auf ungeahnte Wege…

Text: cbt


Die äußere Gestaltung des Buches lässt nicht unbedingt sofort darauf schließen, dass es sich um ein Buch von Nina Blazon handelt. Faunblut und Ascheherz, die in der gleichen Welt spielen, sind sehr viel heller gehalten und tragen eine ganz andere Schriftart. Dennoch finde ich den äußeren Eindruck sehr gelungen. Ihre Bücher sind eigentlich immer sehr schön gestaltet, auch wenn ich dieses hier nicht unbedingt als meinen Favoriten bezeichnen würde. Auf dem Cover ist das Gesicht einer jungen Frau abgebildet, das sich am unteren Bildrand auf einer Wasseroberfläche spiegelt. Ihre gesenkten Lider und die verträumte Atmosphäre stellen einen tollen Bezug zum Inhalt her. In der Ferne zeichnen sich die Umrisse einer Küste ab und alles wird umrahmt von kleinen Sternen, was sehr gut zum Titel passt. Der dezente Schriftzug wird vorne und auf dem Buchrücken durch eine hübsche Metallicprägung leicht hervorgehoben. Nur die Farbgebung spricht mich einfach nicht an. Das Gesicht der Frau leuchtet unnatürlich orange, während mir die Farben insgesamt einfach zu grünlich geraten sind. Meiner Meinung nach würde der Sternenhimmel in einem dunklen Blau schöner zur Geltung kommen - das ist jedoch einfach mein persönlicher Geschmack. Insgesamt wirkt das Cover recht geheimnisvoll, denn die wirkliche Bedeutung der einzelnen Bildelemente, insbesondere des Wassers, erschließt sich erst während dem Lesen. Leider gibt es im Inneren keine Karte, obwohl es sich bei einer solch komplexen Welt angeboten hätte.


Der dunkle Kuss der Sterne spielt erneut in der Welt von Faunblut, allerdings verschlägt es uns dieses Mal in einen orientalisch angehauchten Palast, eine sengend heiße Wüste und ein kleines Küstenstädtchen. Nina Blazons Fantasy-Romane haben immer ihre ganz eigene Note und die besondere Angewohnheit, dass man das außergewöhnliche Setting nicht wirklich einordnen kann - ob es sich jetzt um High Fantasy, eine Dystopie oder irgendetwas dazwischen handelt. Ich finde diesen Mix aus eigenem Weltentwurf, alten und modernen Elementen immer wieder aufs Neue genial und erfrischend. Die Charaktere leben zB in fremdartigen Palästen, alten Ruinen oder Hütten, tragen Gewänder aus längst vergangenen Zeiten, während parallel dazu technische Errungenschaften, wie der Fahrstuhl oder die Taschenlampe, existieren. Dadurch haben die Bücher einen gewissen Charme, der mir so bisher noch nie anderweitig begegnet ist.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang in Ghan, der größten und wohlhabendsten Stadt des Landes. Diese ist in Kreise aufgeteilt, die sich nach den verschiedenen Gesellschaftschichten richten. Unsere Protagonistin Canda ist eine Hohe der angesehenen Moreno-Familie, die mit vier Gaben beschenkt ist - einem Gespür für Zahlen, Orientierung und Erinnerung sowie einem speziellen "Glanz", der ihr eine besondere Ausstrahlung verleiht. Am Morgen ihrer Hochzeit, als sie eine sogenannte mächtige "Zweiheit" mit ihrem Verlobten Tian eingehen soll, erwacht sie jedoch aus einem furchtbaren Albtraum, der auch im Wachzustand nicht aufzuhören scheint: In nur einer Nacht verliert sie sowohl ihren Glanz als auch ihren Bräutigam und somit ihre soziale Stellung innerhalb der Stadtmauern. Mit dem Sklaven Amad flieht sie schließlich aus Ghan in die gefährliche Wüste vor der Stadt, um das Geheimnis um Tian und ihre verlorene Gabe zu lüften.

Zu Beginn entwickelt sich alles ein wenig zu langsam für meinen Geschmack, obwohl dort auf jeden Fall eine sehr wichtige Basis für den weiteren Verlauf geschaffen wird und sich die Seiten recht schnell weglesen lassen. Zum Glück liest sich aber die zweite Hälfte viel spannender, gewohnt fantasievoll, magisch und überraschend! Genauso plötzlich, wie das Buch an Fahrt aufnimmt, ist es aber auch schon wieder vorbei, was ich etwas schade finde. Von einem auf den anderen Moment wird die Geschichte plötzlich richtig, richtig gut, denn sie bietet so viel mehr als nur die Suche nach einem verschollenen Geliebten. Nichts ist, wie es scheint, und das Verschwinden von Candas Gabe ist nur ein einzelner Mauerstein in einem viel größeren Ganzen, das erst nach und nach Form annimmt. Ich frage mich immer wieder, wo Nina Blazon bloß all die tollen Ideen hernimmt. Sie sind so unverbraucht und ihre Romane heben sich einfach deutlich von den meisten Jugendbüchern im Fantasy-Bereich ab. Insbesondere fand ich es sehr spannend zu erfahren, welche Rolle Candas Familie, die magischen Gaben, die verwirrenden Träume und die geheimnisvolle Stadt Ghan spielen. Damit konnte mich die Autorin mal wieder richtig an die Seiten fesseln. Die überaus intelligente Auflösung, die man erst nur häppchenweise und dann Schlag auf Schlag serviert bekommt, hat mich sehr überrascht, denn diese hat es wirklich in sich! Auch der typische "Blazon-Twist" kam mehr als unerwartet, wie ich es von ihren Fantasyromanen gewohnt bin. Diese Frau schafft es einfach immer wieder, mich vollkommen mit ihren Geschichten zu begeistern und ganz perplex damit zurückzulassen, wie gut durchdacht sie doch sind.

Natürlich gibt es ebenfalls eine schöne Liebesgeschichte. Selbige scheint zunächst recht vorhersehbar und ist in ihrem Grundgerüst eigentlich nichts neues: Zwei Charaktere, die sich erst nicht so recht leiden können, entwickeln (auf einer Reise) langsam Gefühle füreinander. Allerdings gibt es auch hier noch einige überraschende Wendungen und Geheimnisse zu entdecken, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Es handelt sich weder um eine übertriebene Hassliebe noch um die clichéhafte unsterbliche Liebe auf den ersten Blick, sondern um eine zarte, echte Romanze, die sich zögerlich bemerkbar macht und dann wirklich mitzureißen weiß. ♥


Canda ist anfangs eine oberflächliche, selbstsüchtige "Stadtprinzessin", die zwar über ein freundliches Gemüt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn verfügt, jedoch in Schubladen denkt, was die Kluft zwischen Arm und Reich angeht. Da ihr fast alles genommen wird, was sie einst ausmachte, und ihr Weltbild immer mehr ins Wanken gerät, beginnt sie ihr ehemalig "perfektes" Leben zu hinterfragen und der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Die junge Frau macht eine unglaubliche Wandlung durch, wird zu einer Überlebenden der Wüste, einer Kämpferin für ihre Liebe, einer Revolutionärin der Unterdrückten. So habe ich Canda sehr in mein Herz schließen können.

Amad ist ihr geheimnisvoller Reisegefährte, der sich anfangs abweisend und herablassend gibt, aber immer wieder seine guten Seiten durchscheinen lässt. Nach und nach zeigt er Canda sein wahres Wesen - seine tiefsten Geheimnisse und Beweggründe bleiben jedoch bis kurz vor Schluss ein Rätsel... Auch Amad mochte ich sehr. Sein Charkter ist erst nicht wirklich greifbar und bekommt dann im weiteren Verlauf der Handlung immer mehr Tiefe, was ich wirklich gelungen finde. Außerdem gibt es eine Vielzahl an liebenswerten oder interessanten Nebencharakteren, die zwar nicht alle bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind, aber dafür bietet ein Einzelband nun einmal nicht genügend Raum. Nina Blazon schafft es dennoch, jedem von ihnen mit wenigen Worten Leben einzuhauchen. Juniper, Manoa, Kallas, Candas Verlobten Tian und die Mégana fand ich am interessantesten; diese sind am komplexesten ausgearbeitet. Um wen genau es sich bei all diesen Charakteren handelt und welche Rolle sie in der Geschichte spielen, verrate ich allerdings nicht - das sollte jeder Leser selbst herausfinden.


Blazons Bücher machen genau zwei Dinge besonders: Ihre unerschöpfliche Fantasie und die Macht ihrer künstlerischen Wortwahl. Die Autorin hat einen wunderschönen, poetischen Schreibstil, der sich durch viele hübsche Metaphern und Vergleiche auszeichnet. In Der dunkle Kuss der Sterne habe ich diese aber zunächst etwas vermisst. Es war, als hätte man, im Gegensatz zu zB Ascheherz, in Sachen Schreibstil heruntergefahren - die besondere Blazon-Note fehlte mir in der ersten Hälfte, so wie vieles andere auch, was total schade ist. Gegen Ende wurde es aber langsam wieder gewohnt poetisch und metaphorisch. Keine Ahnung, was da los war, oder ob das einfach nur meinem eigenen Empfinden entspricht. Ansonsten ist der Schreibstil nämlich durchweg bildgewaltig und die Dialoge einfach wunderbar, sehr tiefsinnig und durchdacht. Außerdem sind die Namen der Kapitel wieder sehr kreativ und hübsch ausgefallen, beinahe jeder davon hätte auch einen guten Buchtitel abgegeben.


Ein weiteres kleines Meisterwerk, das uns die Meisterin der Phantastik da beschert hat! Fans der Faunblut-Welt werden ihren Spaß an diesem Abenteuer haben, aber man kann das Buch auch sehr gut unabhängig von den vorherigen Büchern lesen. Der dunkle Kuss der Sterne vereint einen grandiosen Plot, geniale Wendungen, einen komplexen Weltentwurf und liebenswerte Charaktere, zwischen denen eine wundervolle Liebesgeschichte entsteht. Spannend, herzzerreißend, überraschend und romantisch mit dem gewissen Etwas. Leider hat es für meinen Geschmack ein bisschen lange gebraucht, um zum eigentlichen Kern vorzudringen: Die erste Hälfte würde ich als durchschnittlich guten Fantasyroman bezeichnen, während die zweite Hälfte so unvergleichlich toll und einzigartig ist, dass sie mich einfach umgehauen hat. Man braucht also ein wenig Geduld, um sich von der Geschichte mitreißen zu lassen, doch es lohnt sich so sehr!


Ohne den schleppenden Start hätte ich wohl die volle Punktzahl vergeben.






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Weitere Bücher der Autorin:






Nina Blazon hat noch zahlreiche weitere Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben sowie einen Frauenroman. Dabei springt sie zwischen Fantasy, historischem Roman und Krimielementen hin und her. Am 09. Oktober erscheint mit Fayra - Das Herz der Phönixtochter ein weiteres Buch für das jüngere Publikum.



Weitere Meinungen:















3 Kommentare:

  1. Hey,

    ich kann dir nur zustimmen. Generell bin ich auch jedes Mal aufs neue beeindruckt, wie kreativ Nina Blazon doch ist und auch ihr Schreibstil begeistert mich immer aufs neue.
    "Der dunkle Kuss der Sterne" habe ich auch gelesen, das ist aber schon ein bisschen her. Ich weiß jedoch noch, dass ich das Buch ebenfalls total genial fand. Vielleicht sollte ich es noch mal lesen? :D

    Liebe Grüße
    Lena

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    1. Hey Lena,

      es ist immer so toll, wenn sich jemand anderes auch für Nina Blazons Bücher begeistern kann! :) Sie schreibt halt einfach genial. Ich fand Faunblut und Ascheherz zwar einen Tick besser, aber dieses Buch ist auch wieder so herrlich schön ♥.♥ Du solltest es wirklich noch mal lesen - oder zumindest ein anderes Buch der Autorin!

      Liebe Grüße
      Lena ♥

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