Samstag, 7. Oktober 2017

[Rezension] Witch Hunter (Virginia Boecker)





♥ OT: The Witch Hunter
♥ Reihe: Band 1/2
♥ Autorin: Virginia Boecker
♥ Verlag: dtv
♥ Preis: 17,95€ (HC)
♥ Erscheinungsjahr: März 2016
♥ Seiten: 400
♥ Genres: Historischer Fantasyroman, Jugendbuch


Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass dieses Buch über ein Jahr lang ungelesen in meinem Regal stand. Durch eine Leserunde bin ich aber endlich dazu gekommen es zu lesen.

-> zur Leserunde


Cover: dtv



Das widerspricht allem, was ich je gelernt habe. Es ist ein Verrat an allem, woran ich bisher glaubte. Aber wer hat wen zuerst verraten?

~ S. 219 ~



Als die 16-jährige Elizabeth mit einem Bündel Kräuter gefunden wird, das ihr zum Schutz dienen soll, wird sie in den Kerker geworfen und der Hexerei angeklagt. Doch wider Erwarten retten weder Caleb, ihr engster Freund und heimlicher Schwarm, noch ihr Lehrmeister Blackwell sie vor dem Scheiterhaufen. Stattdessen befreit sie in letzter Sekunde ein ganz anderer: Nicholas Perevil, der mächtigste Magier des Landes und Erzfeind aller Hexenjäger. Er lässt sie heilen und nimmt sie bei sich und den Magiern auf. Denn längst ist im Hintergrund ein Machtkampf entbrannt, und Elizabeth spielt darin eine Schlüsselrolle. Nun muss sie sich entscheiden, wo ihre Loyalitäten liegen.

Text: dtv


Die äußere Gestaltung des Buches ist insgesamt sehr gelungen. Der Schutzumschlag und das Cover sind vollständig in Weiß und hellem Grau gehalten und zeigen eine, ebenfalls in weiß gekleidete, junge Frau. Ich bin zwar kein allzu großer Fan von Covern, die eine Person in Großaufnahme zeigen, jedoch ergibt sich in diesem Fall ein stimmiges Gesamtbild, zusammen mit den kleinen fliegenden Vögeln und dem aufwendig gestalteten Schriftzug. Der Buchtitel steht im Fokus des Covers, insbesondere der reich verzierte schwarze Schlüssel in seinem Zentrum. Unter dem Umschlag ist das Buch aber meiner Meinung nach noch schöner gestaltet. Mit dem metallisch glänzenden, goldenen Schlüssel auf der Vorderseite ist es unglaublich hübsch anzusehen. Zwar verstehe ich nicht ganz, was es mit diesem Schlüssel auf sich hat, da er im Buch keine Rolle spielt oder auch nur erwähnt wird, allerdings könnte er symbolisch für die Geheimnisse stehen, die nach und nach ans Licht kommen.


Am Anfang legt Virginia Boecker mit Witch Hunter ein ordentliches Tempo vor, denn man wird mitten in die Geschichte hineingeworfen: Es geht um eine Hexenjägerin, die selbst der Hexerei angeklagt wird und auf dem Scheiterhaufen brennen soll, aber schließlich Zuflucht bei den Hexern findet, die sie einst gejagt hat. Elizabeth beschließt, ihre wahre Identität geheimzuhalten und einen Weg zu finden, die Gunst des Inquisitors, des Ausbilders der Hexenjäger, wiederzuerlangen... Nach dem rasanten Anfang plätschert die Handlung allerdings nur noch vor sich hin. Man kann das Buch ganz gut weglesen und es wird nie wirklich langweilig, jedoch braucht es einfach viel zu lange, um mal zum Punkt zu kommen. Der eigentliche Kern der Geschichte ist nämlich die Suche nach einem bestimmten Gegenstand, den nur Elizabeth ausfindig machen kann und es interessierte mich natürlich brennend, was hinter ihrer Prophezeiung steckt. Erste konkrete Hinweise darauf findet sie allerdings erst nach über 250 Seiten! Auf dem Weg dorthin wird zwar so manches spannendes Geheimnis gelüftet, aber die Wendungen sind an sich mehr als vorhersehbar.

Die Autorin dachte sich wohl: Hey, es wäre doch eine geniale Idee, jeden Charakter einzeln Elizabeths Identität als Hexenjägerin aufdecken zu lassen! So läuft es immer nach dem gleichen Schema ab: Jemand erfährt durch Zufall von Elizabeths Tätigkeit, daraufhin folgt großes Entsetzen, das Vertrauen zu ihr wird hinterfragt, aber sie einigen sich schließlich immer darauf, keine weitere Person miteinzubeziehen. Ca alle 50 Seiten wiederholt sich das Drama und es wird eine Menge geredet, ohne dass es die Story großartig voranbringen würde. So kann man 400 Seiten natürlich auch füllen. Innerhalb von zwei Kapiteln entsteht zusätzlich eine Liebesgeschichte aus dem Nichts, die mich völlig kaltgelassen hat. Die letzten 100 Seiten lasen sich zu meiner Überraschung aber vergleichsweise spannend. Von einem Moment auf den anderen nimmt die Geschichte unheimlich an Fahrt auf und wird sehr interessant, actionreich und viel gefühlvoller! Im Fokus stehen Liebe, Verrat und tief verborgenste Ängste. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und ich konnte sogar endlich ein klein wenig mitfiebern. Leider kam das alles mir persönlich aber viel zu spät. Wenn man mich fragt, hätte man eine Menge Nebensächlichkeiten aus dem Mittelteil einfach streichen und stattdessen etwas mehr Action und eine genauere Beleuchtung der Charaktere einbringen können. Das mittelalterliche Setting, das Stigma (magisches Zeichen) der Hexenjäger und zahlreiche weitere tolle Ideen haben mich schon faszinieren können, jedoch fehlte mir insgesamt einfach das gewisse Etwas. In Witch Hunter konnte ich ein wenig Auf immer gejagt und eine Prise City of Bones wiederfinden, allerdings bietet dieser Hexenroman meiner Meinung nach nichts wirklich Neues/ Innovatives.


Einen großen Schwachpunkt des Buches stellen leider seine Charaktere dar. Es wird zwar auf sie eingegangen, aber ohne dass sie dadurch großartig an Tiefe gewinnen würden. Sie bleiben stattdessen allesamt blass und waren für mich einfach nicht greifbar. Es mangelt sogar an Beschreibungen ihres Aussehens, sodass ich mir beim Lesen kaum jemanden wirklich vorstellen konnte. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, wer neben Elizabeth nun als Haupt- oder als Nebencharakter gedacht war. Meine Meinung zu Elizabeth selbst ist über das gesamte Buch hinweg einfach neutral geblieben. Ihr Charakter kam mir insgesamt nicht stimmig vor, sondern sehr wankelmütig, ambivalent und einfach widersprüchlich. Einerseits mimt sie die knallharte Hexenjägerin, die ihre Feinde abschlachtet und ausliefert, ohne mit der Wimper zu zucken, während sie andererseits sehr gefühlsbetont wirkt, in Liebesgeschmachte versinkt und Entscheidungen eher aus dem Bauch heraus zu treffen scheint. Durch Gefühle und Ängste lässt sie sich schnell aus der Bahn werfen und ihre Gedanken drehen sich ständig um ihren besten Freund Caleb. Deshalb finde ich es mehr als befremdlich, wie sie Menschen töten kann, ohne dies auch nur einmal infrage zu stellen oder zumindest eine Gefühlsregung zu zeigen. Das passt für mich einfach nicht zusammen! Obwohl sie nie aus einer eigenen Überzeugung heraus Hexenjägerin geworden ist und bei Nicholas Zuflucht findet, denkt sie weiterhin ständig darüber nach, ihn und seine Freunde auszuliefern. Mir ist schon klar, dass man nicht von heute auf morgen eine so tiefliegende Einstellung grundlegend ändern kann, aber Elizabeth erschien mir so unglaublich naiv und ihre Gedankengänge insgesamt nicht nachvollziehbar.

Ihr bester Freund Caleb kommt nur jeweils am Anfang und am Ende kurz vor, sodass man als Leser keinerlei Bindung zu ihm aufbauen kann. Davon abgesehen wirkt er nicht sonderlich sympathisch. Nicholas müsste als großer Hexenmeister eigentlich eine imposante Erscheinung abgeben, ich konnte ihn mir jedoch nicht einmal ansatzweise vor meinem inneren Auge vorstellen. Peter, John und George auseinanderzuhalten fiel mir anfangs schwer, da sie keine besondere Wichtigkeit für die Story haben und einfach nur da sind. Wie bereits angeschnitten, bahnt sich mit einem dieser Charaktere eine plötzliche Liebesgeschichte an, die mich leider nicht berühren konnte. Sie wirkte so aus dem Hut gezaubert, damit man die obligatorische Romanze dabei hat, obwohl Elizabeth kurz zuvor noch in Caleb verliebt war. Ich persönlich hätte auch, was den Love Interest angeht, eher mit jemand anderem gerechnet. Mit Skyler und Fifer konnte ich im Gegensatz dazu deutlich mehr anfangen. Fifer mochte ich irgendwie richtig gerne. Sie ist neben Elizabeth das einzige andere Mädchen der Truppe und traut ihr lange Zeit überhaupt nicht über den Weg, aber zum Ende hin nähern sie sich immer mehr an und legen den Grundstein zu einer Freundschaft. Für mich stellte diese wirklich einen Lichtblick dar, wenn es um die Charaktere und ihre Beziehungen geht. Skyler ist an sich ein interessanter Charakter, dem aber viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zu ihm wird aber im November 2017 eine extra Kurzgeschichte in eBook-Form erscheinen, genau wie es bereits eine aus Johns Sicht gibt.


Witch Hunter ist in einem recht einfachen Stil gehalten, aber spannend und flüssig geschrieben. Obwohl die Handlung teilweise auf der Strecke bleibt, wird es nie langweilig, da der Erzählstil trotz allem sehr temporeich ist und eine gewisse Grundspannung einbringt. Die Gegenwartsform, viele Dialoge und einige Formulierungen sind leider nicht so recht an das mittelalterliche Setting angepasst und die Erzählweise wirkte auf mich etwas zu modern. Natürlich könnte dies aber zum Teil auch der Übersetzung geschuldet sein und da das Buch in erster Linie kein historischer Roman, sondern ein Fantasybuch ist, lässt sich über eine leichte "Modernisierung" des Settings hinwegsehen. Die Dialoge bringen die Geschichte in den meisten Fällen zwar nicht weiter, sind aber an vielen Stellen recht amüsant ausgearbeitet.

Ein nettes Fantasybuch für zwischendurch, das mich jedoch nicht mitreißen konnte. Witch Hunter ist sicherlich weit davon entfernt ein schlechtes Buch zu sein, aber unglaublich mittelmäßig. Es passiert die meiste Zeit über kaum etwas und mir hat einfach das gewisse Etwas gefehlt. Wen Bücher über Hexen und kleinere historische Bezüge zum mittelalterlichen England sowie den Hexenverbrennungen ansprechen, wird mit dieser Dilogie gut bedient sein. Leider ist Witch Hunter aber kein Buch, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird.






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Die Reihe:





Die Reihe ist in zwei Bänden abgeschlossen. Zusätzlich sind im Juli 2016 und November 2017 zwei kurze Novellen (eBook only) erschienen.



Originalcover:





Weitere Meinungen:














4 Kommentare:

  1. Hey,

    eine tolle Rezension! :) Bei mir subt Band 2 immer noch. Ich traue mich da nicht so richtig ran...

    Hab einen tollen Tag.

    Ganz lieben Gruß
    Steffi von angeltearz liest

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    1. Hey Steffi,

      ich werde jetzt auch erst ein wenig warten, bis ich Band 2 lese/ kaufe. Wie hatte dir denn der erste gefallen?

      Liebe Grüße
      Lena ♥

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  2. Hey :)

    Schöne Rezension!

    Dieses Buch subt bei mir schon sooooo lange rum, irgendwie kann ich mich da gar nicht wirklich dafür begeistern.... hmmm

    wirklich schönen Blog hast du ! Bleib gern als Leserin da <3

    xo
    Christl

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    1. Hey Christl,

      bin auch erst durch die geplante Leserunde dazu gekommen, das Buch zu lesen. Schade, dass du nicht mitgelesen hast. Aber freut mich, dass dir mein Blog so gefällt *.*

      Liebe Grüße
      Lena ♥

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