Montag, 20. August 2018

[Rezension] Die Tränenkönigin | Jay Lahinch







♥ Reihe: Band 1/2
♥ Autor|in: Jay Lahinch
♥ Verlag: BookapiVerlag
♥ Preis: 13,99€ (TB)
♥ Seiten: 340
♥ Erschienen: Sept 2020 (Juli 2018)
♥ Genres: High Fantasy


© Cover: Marie Graßhoff / Bookapi
Werbung durch Rezensionsexemplar



Wenn die Trauer überhandnimmt, zerstört sie uns. Wir schwemmen mit den Tränen unsere eigene Seele aus...



„Und auch wenn ich der Trauer nachgeben möchte, ist es die Seele meines Bruders, die ich retten muss.“

Manchmal ist der Tod nicht nur das Ende eines geliebten Herzens, sondern besiegelt zugleich dein Schicksal. Das muss Nava schmerzlich erkennen, als ihr Zwillingsbruder nach dem Tod ihrer Eltern verstummt. Eine Flucht aus Marenna scheint ihr einziger Ausweg und nur der fremde Jayden ist bereit, sie auf dieser Reise ins Ungewisse zu begleiten. Erst ein unglaubliches Angebot der Tränenkönigin gibt ihrem Weg eine Richtung. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Tränen, die nicht nur das Schicksal ihres Bruders, sondern das einer ganzen Welt für immer verändern könnten.

„Ich liebe den Regen, denn er macht deine Tränen unsichtbar.“

Text: Bookapi Verlag

In dieses atemberaubende Cover habe ich mich schockverliebt. Farblich ist es in dunklen, kräftigen Tönen gehalten, einem tiefen Blau sowie Akzenten in Pink und Lila. Im unteren Teil befindet sich ein See, der geheimnisvoll schillert, während sich darüber ein funkelnder Sternenhimmel erstreckt. In der Mitte steht eine junge Frau im Wasser, die über ihre Schulter blickt und ein wallendes Kleid in den Farben des Sternenhimmels trägt. Sie ist ebenfalls von Sternen bedeckt und soll wahrscheinlich die Tränenkönigin oder die Protagonistin darstellen. Neben den Farben ist auch die Typografie besonders gelungen, denn das große verschnörkelte "T" aus dem Buchtitel rankt sich verspielt um den Arm der Frau und passt sich der Form ihres wehenden Kleides perfekt an. Das sieht so hübsch aus! Im Inneren des Buches finden sich außerdem eine Karte der Insel Mar sowie einige Illustrationen und Zitate am Anfang eines jeden Kapitels.


Die Tränenkönigin ist der vielversprechende Auftakt einer neuen Fantasy-Dilogie aus der Feder von Jay Lahinch. Im Mittelpunkt stehen Hoffnung, Liebe und das Streben nach Freiheit und Selbstbestimmung. Nava lebt in einer Welt, in der alles vom sozialen Stand abhängt und Frauen nicht allzu viele Rechte eingeräumt werden. In den höheren Schichten ist es üblich, dass sich Männer eine Zukünftige aussuchen, doch viele Frauen nehmen sich lieber das Leben als bis ans Ende ihrer Tage eine Zwangsehe einzugehen. Als ihre Eltern auf tragische Weise umkommen, werden Nava und ihr Zwillingsbruder Nate von Madame Patrice aufgenommen, einer Bekannten, bei der sie alles andere als willkommen sind. Nate verfällt in seiner Trauer in eine tiefe Trance und ist nicht mehr ansprechbar, weshalb er in eine Anstalt überführt werden soll und seine Erbschaft nicht antreten kann. Nava hingegen darf als Frau nicht seinen Platz einnehmen und verliert somit alles: Ihre Familie, das Anwesen und ihre gesellschaftliche Stellung. Noch dazu erhebt Madame Patrice' Sohn Tyler Anspruch auf Nava. Um Nate zu helfen und sich vor einer Hochzeit zu retten, flieht sie gemeinsam mit dem charismatischen Jayden aus der Stadt. Außerhalb der Mauern treffen sie auf die geheimnisvolle Tränenkönigin, die Nava auf eine wundersame Reise schickt. Sie soll Tränen sammeln und dadurch die Seele ihres Bruders retten...

Jay Lahinch hat in diesem Roman eine fantasievolle Welt erschaffen, in der es eine Menge zu entdecken gibt. Die Geschichte nimmt ihren Ursprung hinter den Mauern Marennas, der einzigen Stadt auf der fiktiven Insel Mar. Von Anfang an war ich gefesselt von den Beschreibungen der Stadt und der bedrückenden Atmosphäre, die dort vorherrscht. Wir lernen Navas Situation kennen, ihr neues Leben in einem fremden Haus, ohne Perspektiven für die Zukunft. Ihre Gedankengänge lasen sich sehr spannend und einnehmend, sodass ich das Buch kaum zur Seite legen wollte. Die Autorin beschreibt ihre Welt mit viel Fantasie und Liebe zum Detail. Leider hat mir dann die zweite Hälfte des Buches nicht mehr so gut gefallen. Zwar nimmt die Handlung später an Fahrt auf und der Fantasy-Aspekt kommt stärker zum Tragen, doch wurde es mir zunehmend zu abstrakt. Endlich entfaltet sich die eigentliche Geschichte und hat es auch wirklich in sich, durch den geringen Seitenumfang wird Navas und Jaydens Suche nach den Tränen aber sehr schnell abgehandelt. Ich hatte leider den Eindruck, dass sich die Spannung konstant auf einem Niveau hält und die Geschichte bis kurz vor Schluss vor sich hinplätschert - ohne große Höhepunkte. Es kommt schließlich zu einem kurzen Showdown, der zu einem abrupten Ende führt. Dieses ist jedoch sehr stimmig und in sich abgeschlossen, sodass Die Tränenkönigin auch gut für sich alleine stehen kann.


Nava ist eine sehr angenehme, sympathische Protagonistin, die sich niemals unterkriegen lässt. Nach dem Tod ihrer Eltern muss sie für sich und ihren Bruder Stärke beweisen, obwohl ihr das in ihrem neuen Umfeld sehr schwerfällt. Für Nate und ihre Freiheit würde sie fast alles tun - sogar gegen ihre eigenen Prinzipien handeln. Ihre Trauer und Ängste werden sehr intensiv und realitätsnah dargestellt. Da Nate nicht ansprechbar ist und auch sonst kaum Reaktionen zeigt, kommt er im Buch kaum zu Wort, doch an den Kapitelanfängen finden sich Zitate, die von ihm stammen. Sehr außergewöhnlich ist, dass er sich so die ganze Zeit über in Navas Nähe befindet, man aber trotzdem kaum etwas über ihn erfährt. Zwischendurch fragt man sich, ob er überhaupt noch etwas von alldem mitbekommt, was um ihn herum passiert.

Ein weiterer wichtiger Charakter ist Jayden, ein junger Mann, den Nava in der Stadt kennenlernt. Er bringt sie nach einer brenzligen Situation zurück auf den rechten Weg und hilft, Nate aus der Stadt zu schmuggeln. Doch seine Identität bleibt zunächst ein Geheimnis. Vom ersten Moment an stimmte die Chemie zwischen Nava und Jayden. Leider baut sich die Liebesgeschichte sehr plötzlich auf, wodurch ich nicht so richtig mit dem Herzen dabei sein konnte. Mir fehlten da einfach die großen Gefühle und die Leidenschaft. Auch dies ist wohl leider der geringen Seitenzahl geschuldet, was ich sehr schade finde. Es wäre so viel Potenzial für jede Menge Herzklopfen und -schmerz da gewesen. Generell hat es auch den Nebencharakteren an Tiefe gefehlt. Die meisten haben zwar ihre eigene Hintergrundgeschichte, doch reichen die wenigen Seiten nicht ganz aus, um ihnen Leben einzuhauchen.


Jay Lahinchs Schreibstil würde ich als sehr einnehmend und verträumt beschreiben, geradezu poetisch. Bereits der mysteriöse Prolog konnte mich richtig packen und ich wollte unbedingt schnell wissen, was es damit auf sich hat. Die Autorin schafft es, mit ihren schönen Worten und Metaphern eine traurige, melancholische Stimmung einzufangen, die unter die Haut geht. Auch die Dialoge haben mir sehr gefallen, denn sie sind sehr lebendig und emotional geschrieben.


Und alle Tränen finden einen Platz in der Unendlichkeit und irgendwann werden sie zu dir zurückkehren und dein Herz von der Trauer befreien, deine Seele heilen. Sie ist nicht dein Feind, solange du deine Seele nicht daran zu verlieren drohst.



Die Tränenkönigin ist ein kurzweiliger, außergewöhnlicher Start in eine neue Reihe. Überraschend anders und sehr fesselnd spinnt Jay Lahinch eine poetische Geschichte voller Fantasie, Hoffnungen und Familienbande. Leider empfand ich die zweite Hälfte als nicht mehr so spannend, da alles sehr schnell abgehandelt wird und vor sich hinplätschert. Trotz kleinerer Schwächen stimmen mich aber der grandiose Schreibstil und die innovativen Ideen der Autorin neugierig auf die Fortsetzung.







Ein Dankeschön für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars geht an:






Die Reihe:





Die Tränenkönigin ist der erste Band einer Dilogie. Ende 2020 ist der zweite und abschließende Band Die Tränenrebellin erschienen.



Weitere Meinungen:


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♥♥♥









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