Samstag, 11. August 2018

[Rezension] Immerwelt - Der Anfang | Gena Showalter





♥ OT: Firstlife
♥ Reihe: Band 1/3
♥ Autor|in: Gena Showalter
♥ Verlag: HarperCollins ya!
♥ Preis: 16,99€ (HC), 13,99€ (eBook)
♥ Seiten: 480
♥ Erschienen: Mai 2018
♥ Genres: Fantasy/ Dystopie


© Cover: HarperCollins ya!
Werbung durch Rezensionsexemplar



Jemand, der sich weigert, die Wahrheit zu sehen, wird immer die Lüge akzeptieren.
Jemand, der die Lüge akzeptiert, wird niemals die Wahrheit sehen.

~ S. 114 ~



Tenley ist eine ganz normale Siebzehnjährige, rebellisch und eigensinnig. Nur dass ihre Eltern darauf bestehen, dass sie sich – wie alle anderen – zu einer der beiden verfeindeten Seiten bekennt: Entweder gehört man zu Myriad, dem dunklen Reich der Schicksalsgläubigen, oder zu Troika, dem hellen Reich der Erkenntnis. Vertreter beider Reiche versuchen mit allen Mitteln, Tenley für sich zu gewinnen. Aber sie versteht nicht, warum ausgerechnet sie so wichtig sein soll. Außerdem bemüht sich aus beiden Häusern ein Junge um sie. Sie verliebt sich in einen der beiden. Doch was, wenn sie sich für das Reich des anderen entscheidet?

Text: HarperCollins ya!

Optisch ist dieses Buch einfach der Wahnsinn! Das Cover ist mit seinen zarten Farben eher schlicht gehalten und doch sehr ausdrucksstark, denn die große Sanduhr hat mich direkt in ihren Bann gezogen. Diese hebt sich mit glänzendem Spotlack vor dem mintgrünen Hintergrund ab und wirkt sehr eindrucksvoll. Im Inneren der beiden Glaskolben befinden sich zwei Städte, die die Sphären Troika (hell) und Myriad (dunkel) darstellen sollen. Zwischen ihnen rieselt Sand durch das Stundenglas, symbolisch für die Lebenszeit, die verrinnt. Nur die Schrift gefällt mir leider gar nicht, da sie in natura etwas "billig" wirkt. Trotzdem bin ich froh, dass die wunderschönen Originalcover bei dieser Reihe übernommen wurden.


Bei diesem Buch scheiden sich wirklich die Geister. Die einen lieben es, die anderen können nicht viel damit anfangen. Ich gehöre leider zu letzterer Sorte und habe mich deshalb sehr schwer mit dieser Rezension getan. In Immerwelt geht es um die 17-jährige Tenley Lockwood, die vor einer schwerwiegenden Entscheidung steht. In ihrer Welt verbringt man nach dem Tod ein zweites Leben, das so genannte Ewigleben, in einer Sphäre - entweder Troika oder Myriad. Diese beiden verfeindeten Sphären könnten unterschiedlicher nicht sein und versuchen mit allen Mitteln, Unentschlossene für sich zu gewinnen. Wer seine Wahl nicht trifft, landet nach dem Ersttod in Viele Enden, einer gefahrvollen Welt, über die kaum etwas bekannt ist. Tenley weigert sich, einen Vertrag mit einer der Sphären einzugehen und wird deshalb in Prynne festgehalten, einer Anstalt für kriminelle Jugendliche. Ihre Eltern, die um ihre Zukunft und Privilegien in Myriad fürchten, versuchen sie auf diesem Wege zu einer Entscheidung zu zwingen. An diesem Ort, an dem Tenley täglich Gewalt und Folter überstehen muss, nimmt die Geschichte ihren Anfang. Die Grundidee ist so genial und einzigartig, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Wie sehr ich mich darauf gefreut habe, in diese Geschichte einzutauchen! Leider hat mir die Umsetzung überhaupt nicht gefallen.

Von Anfang an konnte mich Immerwelt einfach nicht fesseln. Eigentlich passiert kaum etwas und gleichzeitig überschlagen sich ständig die Ereignisse. Klingt verwirrend? Ist es auch. Ich hatte leider den Eindruck, als hätte die Autorin ihren Weltentwurf selbst noch nicht vollständig durchdacht oder wäre, im Gegenteil, dermaßen überzeugt davon, dass sie vergisst dem Leser Erklärungen zu liefern. Nach kurzer Zeit war ich permanent genervt von diesem Buch. Der sprunghafte Schreibstil trug nicht gerade dazu bei, dass ich mir die Umgebungen und Charaktere besser vorstellen konnte und auch der Humor wirkt häufig befremdlich. Ebenso seltsam ist der gelegentliche Mailaustausch zwischen zwei Agenten und ihren Vorgesetzten, der bereits die ersten 21 Seiten des Buches füllt und dem Leser so eine Menge Durchhaltevermögen abverlangt.

Anschließend werden Tenleys Leben und ihr Tagesablauf in Prynne ausführlich geschildert, was aber absolut nichts zur eigentlichen Story beiträgt. Erklärungen oder einen roten Faden sucht man vergeblich, stattdessen finden sich auf jeder einzelnen Seite Folter, Gewalt, Mord oder zumindest Androhungen einer dieser Optionen. Ich habe kein Problem damit, wenn es in einem Buch etwas blutiger zugeht, allerdings konnte ich das Verhalten der Charaktere einfach nicht ernstnehmen. Die Jugendlichen und ihre Wärter drohen sich permanent gegenseitig oder schlagen sich, was sich auch später nicht groß ändert. Mir erschien diese Gewalt aufgesetzt und vollkommen übertrieben - eine richtige Reizüberflutung. Der Kern der Geschichte und der Ausbau dieser faszinierenden Welt bleiben dadurch zu lange auf der Strecke. Jegliche Orientierung oder ein Gesamtzusammenhang fehlen: Wo befindet sich Prynne? Was genau hat es mit den Sphären auf sich? Wie funktioniert diese Sache mit dem Erst- und Zweitleben? Antworten folgen erst spät oder überhaupt nicht.

Auf ihrer Flucht wird Ten schließlich von Archer und Killian unterstützt, Agenten aus Troika und Myriad, die zu ihr auf die Erde geschleust wurden. Beide wollen sie auf ihre Seite ziehen, doch bleibt das Mädchen für sie natürlich nicht nur ein Job - zwischen ihnen entstehen freundschaftliche Gefühle und sogar Liebe. Leider wimmelt es in diesem Buch geradezu vor eindimensionalen, unsympathischen Charakteren, besonders, was die männlichen Protagonisten angeht. Killian umgibt als Anhänger Myriads eine gefährliche Aura. Er ist dreist, gewalttätig und natürlich furchtbar heiß - wie sollte es auch anders sein? Auf mich hat er leider keinen besonders attraktiven Eindruck gemacht, aber wenn es so im Buch geschrieben steht, dann muss dem wohl so sein. Archer ist natürlich ebenso attraktiv und gewalttätig, aber als Anhänger Troikas der nettere, gütige Typ. Oh, und erwähnte ich schon, dass beide Jungs angeblich sehr heiß sind? Für mich blieben sie farblos und uninteressant. Wirklich gut gefallen hat mir jedoch, dass es, entgegen all meiner Befürchtungen, zu keinem Liebesdreieck kommt.

Tenley selbst war mir ebenfalls unsympathisch. Sie ist geradezu besessen von Zahlen und schweift ständig mit ihren Gedanken ab, wenn sie ihr im Alltag begegnen. Ich empfand auch das als sehr aufgesetzt und erzwungen. Ihre Angewohnheit, "Zero" als Schimpfwort zu benutzen, ging mir nach einiger Zeit ziemlich auf den Keks. Noch dazu scheint sie nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte zu sein, eher naiv und schwer von Begriff. Nachdem bereits mehrmals (!) eindeutig erwähnt wurde, dass Killian und Archer für die Sphären arbeiten, ist Tenley noch immer schockiert und fragt erneut nach, um auch ganz sicher zu sein. Wenn man schon jegliche Hinweise auf die wahre Identität seines Gegenübers geflissentlich ignoriert, sollten wenigstens ausgesprochene Tatsachen in ihr Gehirn vordringen. Aber nein, alle paar Seiten hinterfragt sie das Offensichtliche erneut. Anstrengend. So gestalten sich auch die Dialoge wenig zielführend, und meist völlig an den Haaren herbeigezogen, sodass sie mir regelmäßig ein Augenrollen entlockt haben.

Ein bisschen befremdlich, aber auch faszinierend fand ich, dass Archer und Killian nicht in ihren eigenen Körpern stecken, sondern in so genannten Hüllen, in denen ihre Seelen die Erde besuchen können. Komplett erschlossen hat sich mir das System dahinter allerdings nicht, da es nur bruchstückhaft und inkonsequent erklärt wird. Auf mich wirkte es, als würde sich die Autorin ständig selbst widersprechen. Wobei ich mich nicht festlegen möchte, ob es sich wirklich um Plotholes handelt oder ich beim Lesen nur zu verwirrt war, die Zusammenhänge zu erkennen. Erst im letzten Drittel des Buches entfaltet sich der eigentliche Plot und es kommt Spannung auf. Es wird zunehmend mysteriöser, einige Zusammenhänge werden aufgelöst und weitere Fragen aufgeworfen. Hier zeigt sich endlich, welch eine komplexe und einzigartige Idee Gena Showalter sich doch ausgedacht hat! Der epische Showdown hat mir sogar richtig gut gefallen, allerdings kam all das viel zu spät, um mich noch wirklich zu packen. Mir hat insgesamt die Nähe zu den Charakteren gefehlt, der emotionale Aspekt, den ich in diesem Buch leider bis zum Schluss nicht finden konnte.


Immerwelt war einfach nicht meins. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, das mich dermaßen verwirrt hat. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin zwanghaft etwas Außergewöhnliches schreiben wollte. Es hat mich geradezu frustriert, dass ein Buch mit einer so genialen Idee sein Potenzial einfach nicht ausschöpft. Für andere Leser stellt dieser Auftakt allerdings ein wahres Highlight dar, also sollte man sich am besten eine eigene Meinung bilden. Das Ende stimmt neugierig auf die weiteren Bände, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie lesen werde.






Ein Dankeschön für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars geht an:




Die Reihe:


Cover: HarperCollins ya!, Harlequin Teen


Der zweite Band Immerwelt - Der Pakt wird im Januar 2019 auf Deutsch erscheinen. Auf Englisch ist bereits die komplette Trilogie erhältlich.



Weitere Meinungen:


-> Weinlachgummis Naschtüte
-> Miris Bücherstübchen
-> Selection Books
-> Bücherlilien
-> Miha's Channel




♥♥♥







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