Mittwoch, 31. Oktober 2018

[Rezension] Die Party | Jonas Winner





♥ Reihe: Einzelband
♥ Autor|in: Jonas Winner
♥ Verlag: Heyne
♥ Preis: 12,99€ (broschiert), 9,99€ (eBook)
♥ Seiten: 368
♥ Erschienen: September 2018
♥ Genres: Psychothriller, Horror


© Cover: Heyne
Werbung durch Rezensionsexemplar




Es ist der 31. Oktober – Halloween: Zehn Jugendfreunde freuen sich auf ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Brandon, der elfte im Bund, hat sie alle in einen Glasbungalow geladen, der sich auf einem Felsplateau hoch über dunklen Wäldern erhebt. Auf dieser Party will Brandon die Zeit der achtziger Jahre aufleben lassen – was damit beginnt, dass alle ihre Handys abgeben müssen. Doch als die Freunde begrüßt werden, überschlagen sich die Ereignisse. Aus einem vermeintlichen Schockeffekt wird tödlicher Ernst: Ein Kronleuchter löst sich von der Decke und begräbt den Gastgeber unter sich. Ein tragischer Unfall. Oder? In diesem Moment wird der Gesellschaft klar: Unter ihnen ist ein Killer. Die Party beginnt… ihre letzte Party!

Text: Heyne

Die Gestaltung des Buches gefällt mir wirklich gut, da es in einem schlichten Schwarz gehalten ist und doch direkt ins Auge springt. Auf dem Cover ist ein ebenfalls schwarzer Briefumschlag abgebildet, aus dem ein ein weißes Papier mit dem aufgedruckten Buchtitel herausragt. Der Umschlag hebt sich durch einen 3D-Effekt hervor, welchen ich mehr als gelungen finde. Man muss zweimal hinschauen, ob auf dem Buch nicht doch ein echter Umschlag angebracht ist - einfach genial! Zumindest ging es mir so. Außerdem wurden die rote Schrift und ein Blutfleck auf der Einladung mit Spotlack hervorgehoben, sodass sie glänzen wie frisches Blut. Den Satz "Wer Glück hat, stirbt als erster" hätte man meiner Meinung nach getrost weglassen können, da er nicht zum Inhalt des Buches passt, sondern viel mehr in die Irre führt.


Ich greife nur noch selten zu einem Thriller, da mir die meisten zu seicht und unspektakulär geschrieben sind. Häufig hat man das Gefühl, die Autoren trauen sich nicht richtig über einen gewissen Punkt hinaus, wodurch ich häufig enttäuscht werde. Nicht so bei Jonas Winner. Im vergangenen Jahr konnte er mich bereits mit Murder Park begeistern, einem genialen Psychothriller voller Spannung und verstörend-grausiger Szenarien, die mir das Blut in den Adern haben gefrieren lassen. Auch in Winners neusten Roman Die Party geht es um eine Gruppe von Menschen, die unfreiwillig an einem grausamen Spiel um Leben und Tod teilnehmen. Einst feierte Brandon, Sohn eines angesehenen Arztes, eine verhängnisvolle Halloweenparty, die einige Gäste so schnell nicht vergessen würden. Nach 30 Jahren nimmt er Kontakt zu zehn seiner ehemaligen Schulfreunde auf und lädt sie erneut am 31. Oktober auf sein Anwesen ein - zu welchem Zweck, das wissen die Gäste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch die Neugier ist stärker als ihre Skepsis. Schon bald müssen sie erkennen, dass Brandon ganz andere Absichten verfolgt als ein rührseliges Klassentreffen. Bereits während der Begrüßung stürzt er in den Tod und hinterlässt die Anweisungen zu einem makaberen Spiel: Von diesem abgeschiedenen Ort gibt es kein Entkommen und seine Gäste sollen einer nach dem anderen sterben. Nur der letzte Überlebende darf die Party wieder verlassen. Für die Freunde beginnt ein Albtraum, der sie an die Grenzen ihrer Menschlichkeit zwingt und schon bald ein schreckliches Geheimnis offenbart...

Die Idee zu diesem Buch ist vielleicht nicht vollständig neu, doch hat es Jonas Winner erneut geschafft, einen atemlos spannenden Pageturner hinzulegen. Von der ersten Seite an war ich wie gefesselt. Die Kapitel sind eher kurz gehalten und in verschiedenen Sichtweisen geschrieben, die sich immer wieder abwechseln, wodurch man schnell vorankommt beim Lesen. So lernen wir nach und nach die einzelnen Charaktere, ihre Hintergründe und Motivationen kennen. Dabei wird jedoch nie zu viel verraten, sodass man bis zum Schluss miträtseln kann, wie alles zusammenhängt. Wie man es von Jonas Winner gewohnt ist, entwickelt sich der Plot sehr blutig, verstörend und unberechenbar, geradezu psychotisch. Teilweise klappte mir beim Lesen vor Fassungslosigkeit die Kinnlade herunter - und das passiert mir nicht häufig. Der Roman ist somit für zartbesaitete Leser, die mit Splatter und Horror nicht umgehen können, nicht zu empfehlen. Darüber hinaus sind zahlreiche explizit erotische Szenen enthalten, die der Autor schildert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Leider wirkte dieser Aspekt des Buches auf mich ein wenig erzwungen. In Anbetracht der Gefahr, in der die Charaktere stecken, fand ich es befremdlich, dass sie ständig an Sex denken oder ihre Triebe ausleben, anstatt nach einem Ausweg aus ihrer Situation zu suchen.

Auch sonst habe ich ihre Handlungen und Entscheidungen nicht immer nachvollziehen können, besonders die Gleichgültigkeit und Untätigkeit einiger Personen. Ein Beispiel: Durch Brandons Nachricht wissen die zehn Gäste, dass es im Haus tödliche Fallen gibt. Anstatt sofort so weit wie möglich zu fliehen, erkunden sie seelenruhig das Haus und verlieren sich in Ausreden, warum sie es bloß nicht verlassen sollten. Es könnte ja gefährlich sein nachts in der Kälte rauszugehen. Und zu versuchen, über den Fluss auf die andere Seite zu schwimmen, um die Fähre zu holen, ist ebenfalls nicht unbedingt notwendig. In Anbetracht der Tatsache, dass man früher oder später sowieso stirbt, sollte man im Haus bleiben, würde ich persönlich diese Risiken liebend gerne eingehen. Natürlich darf auch das gängige Horrorfilm-Cliché "Wir müssen uns aufteilen" nicht fehlen. Jeder Mensch reagiert anders in einer akuten Gefahrensituation und nur die wenigsten behalten dabei einen kühlen Kopf, doch ein bisschen gewurmt hat mich die fehlende Logik schon. Ein Thriller dieser Art würde aber wahrscheinlich nicht funktionieren, träfen alle immer die richtige und klügste Entscheidung. Somit bin ich in diesem Punkt etwas zweigespalten.

In Die Party begegnet uns eine Vielzahl an Charakteren, die unterschiedlich komplex ausgearbeitet sind. Obwohl alle im Laufe des Buches zu Wort kommen, wird einigen von ihnen eher die Rolle eines Statisten zuteil, während andere deutlich wichtiger für die Handlung sind. Bei ganzen elf Charakteren ist dies aber kein Wunder und tut auch der Qualität der Geschichte keinen Abbruch. Durch ein Namensregister am Ende des Buches kann man gut den Überblick behalten und zwischendurch schnell nachschlagen, welchen Beruf oder welches Kostüm eine bestimmte Person noch gleich hat. Nick, ein erfolgreicher Schriftsteller, dient uns als Hauptcharakter, ich mochte aber vor allem die selbstbewusste Donna sehr gerne. Henry und Brandon sind darüber hinaus sehr interessante, komplexe Charaktere. Sie alle sind seit der missglückten Halloweenparty von vor 30 Jahren irgendwie in den 80ern hängengeblieben und so finden sich im Buch zahlreiche Anspielungen auf die Musik und Filme dieser Zeit. Obwohl das Buch viele Parallelen zu Murder Park aufweist - ein geschlossenes Gebiet mit Play-or-die-Inszenierung - entwickelt sich die Handlung später in eine komplett neue Richtung. Leider haben mir die Auflösung und das Ende nicht zugesagt. Ungefähr ab dem letzten Drittel des Buches hat mir die Handlung immer weniger gefallen, bis schließlich komplett die Luft raus war. Es wurde mir zunehmend zu unwirklich, erzwungen, konstruiert - das ist aber eine Sache des Geschmacks. Woran das genau liegt, kann ich leider nicht genau benennen und möchte natürlich auch nicht spoilern.


Die Party ist ein gelungener Mix aus Horror und Thrill. Eine spannende Geschichte, von dessen Charakteren man allerdings nicht erwarten sollte, dass sie immer die intelligentesten oder logischsten Entscheidungen treffen. Die Anlehnungen an klassische Horrorfilme und die Zeit der 80er Jahre empfand ich als sehr gelungen. Lediglich das letzte Drittel des Buches und das Ende wollten mir nicht so recht zusagen. Trotzdem ein super Buch, wenn man auf der Suche nach ein wenig Nervenkitzel ist! Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Werke des Autors.






Ein Dankeschön für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars geht an:






Weitere Bücher:


Cover: Knaur, Heyne


Der Durchbruch gelang Jonas Winner im Selfpublishing mit seinem Psychothriller Berlin Gothic. Seitdem sind weitere spannende Thriller bei Knaur und Heyne erschienen.




Weitere Meinungen:







♥♥♥







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