Sonntag, 3. Juni 2018

[Rezension] Du bist mein | Patrick S. Nussbaumer





♥ Reihe: Einzelband
♥ Autor|in: Patrick S. Nussbaumer
♥ Verlag: Flying Grandpa
♥ Preis: 12,99€ (broschiert)
♥ Seiten: 109
♥ Erschienen: November 2016
♥ Genres: Thriller


© Cover: Flying Grandpa
Werbung durch Rezensionsexemplar


Noch vor wenigen Wochen hätte Sabrina nicht geahnt, dass sie je diesen Punkt überschreiten würde. Und nun steht sie hier – getrieben! Sie spürt seinen furchteinflößenden Atem im Nacken. Gibt es einen Ausweg? Alles begann mit einer mysteriösen DVD. Ein kurzer Blick, der Schrei eines Mädchens und Sabrinas Leben war nicht mehr wie früher.

Text: Flying Grandpa

An der Gestaltung ist besonders auffällig, dass sich das Format sehr von dem anderer Bücher unterscheidet. Die dünne Klappenbroschur fällt für die Anzahl der Seiten recht groß aus. Das Cover ist komplett in einem satten Rotton gehalten, der direkt ins Auge springt und mit Gefahr oder Blut assoziiert werden kann. Abgebildet sind ein Unterarm, der leblos vom oberen Bildrand hinunterhängt, sowie eine weitere Hand, auf deren Fläche man blickt. Das Motiv wirkt insgesamt sehr verstörend auf mich und passt somit perfekt zu einem Thriller. Auch die weiße Schrift gefällt mir sehr gut, denn sie verleiht dem Cover ein stimmiges Gesamtbild.


Mit diesem Buch hat Patrick Nussbaumer einen eher ruhigen, aber keinesfalls harmlosen Thriller geschaffen. Es geht um die 14-jährige Sabrina, deren Eltern verreist sind. Eines Tages fällt ihr eine DVD in die Hände, welche die brutale Vergewaltigung eines Mädchens zeigt. Doch damit nicht genug, hat der Täter diese mysteriöse DVD selbst in Sabrinas Briefkasten eingeworfen und beobachtet jeden ihrer Schritte. Ganz plötzlich führt sie ein Leben in Angst und gerät nach und nach an ihre psychischen Grenzen. Anfangs hat mir dieser Fokus auf die menschliche Psyche sehr gefallen, da das Buch ohne aufgesetzte Schockffekte auskommt und man hautnah miterlebt, wie sich das Mädchen langsam verändert und in eine schwere Depression verfällt. Zu wissen, dass der Mann im Nadelstreifenanzug Tag und Nacht um das Haus herumschleicht, hat auch in mir ein furchtbar unangenehmes Gefühl ausgelöst. Während des Lesens bin ich richtig paranoid geworden und habe zwischendurch immer wieder vom Buch aufgeblickt. Patrick Nussbaumers Schreibstil würde ich als sehr beschreibend, fast schon nüchtern bezeichnen. Er zeichnet sich vor allem durch kurze, prägnante Sätze aus, die ab und an aber auch ausschweifender ausfallen können. Dabei wechselt die Perspektive des personalen Erzählers gelegentlich und beleuchtet auch die Geschehnisse, die sich rund um die anderen Charaktere ereignen. Der Autor versteht es, Spannung aufzubauen und beklemmende Gefühle im Leser auszulösen. Einzig und allein die Dialoge wirken teilweise aufgesetzt und konnten mich dadurch nicht immer überzeugen.

Außerdem konnte ich leider Sabrinas Handlungen und Gedankengänge nicht immer nachvollziehen. Nachdem sie das Video angeschaut und den Mann vor ihrem Haus entdeckt hat, packt sie panische Angst, dass er ihr etwas antun und sie ebenfalls vergewaltigen könnte. In diesem Fall würde jeder normale Mensch vielleicht die Polizei rufen oder zumindest den Kontakt zu anderen Menschen suchen. Vielleicht irgendwie in Gang setzen, dass die Eltern früher aus dem Urlaub zurückkehren, wenn auch unter einem Vorwand. Sabrina aber verbringt ihre Zeit allein Zuhause in Angst. Überhaupt nicht verstehen konnte ich, wie sie ständig spät nachts alleine draußen herumläuft, obwohl sie angeblich solche Angst vor dem Mann hat, der sich dort aufhält. Da könnte sie auch direkt die Haustür auflassen und ihn hineinbitten - finde ich zumindest. Man darf nicht vergessen, dass sie erst kurz vor ihrem 15. Geburtstag steht und damit noch sehr jung ist, aber ein gewisses Maß an gesundem Menschenverstand und Sinn für Gefahr sollte auch in diesem Alter schon vorhanden sein. Allzu sympathisch war mir unsere Protagonistin auch nicht. Ihrem Freund Simon gegenüber verhält sie sich sehr unfair, obwohl er sich nur Sorgen macht und ihr helfen möchte. Natürlich hat sie Angst, jedoch sollte sie sich nicht wundern, dass Simon wütend und verletzt reagiert, wenn sie ihm allerhand Gemeinheiten an den Kopf wirft. Sabrinas restliches Umfeld scheint für all ihre Probleme und ihr seltsames Verhalten eine Art Universalgrund zu finden: Sie wird mit Sicherheit ihre Tage haben. Ein wenig befremdlich ist es schon, dass sogar der Vater ihres Freundes über Sabrinas Periode fachsimpelt und die Erklärung nahezu alle zufriedenstellt.

Worüber ich aber absolut nicht hinwegsehen kann, ist, dass viele Fragen ungeklärt bleiben, denn auf die Hintergründe der Geschehnisse wird überhaupt nicht eingegangen. Die Ausgangssituation ist so spannend, dass man bis zum Schluss auf eine Auflösung wartet, welche aber einfach nicht stattfindet. Der Mann im Nadelstreifenanzug telefoniert ganz am Anfang des Buches mit einem geheimnisvollen Fremden und schildert ihm, dass er die DVD in den falschen Briefkasten geworfen habe. Wer ist dieser ominöse Auftraggeber und was wollte er erreichen? Zu welchem Zweck hat der Mann eine Vergewaltigung gefilmt? Für wen war die DVD ursprünglich bestimmt? Eine Erklärung wäre wünschenswert gewesen, vor allem, da es sich bei dem eigentlichen Empfänger um einen von Sabrinas Nachbarn handeln müsste. Stattdessen tritt die Liebesbeziehung zwischen Sabrina und Simon immer mehr in den Vordergrund, wobei mir persönlich einfach die Essenz eines Thrillers verlorengegangen ist. So hat das große Geheimnis um die DVD nur meine Erwartungen geschürt, die am Ende nicht erfüllt wurden.


Anfangs noch ein spannender Thriller, der tief in die menschliche Psyche blicken lässt, verliert sich die Geschichte irgendwann in konstruierten, melodramatischen, fast schon esoterischen Szenarien. Der Autor kann mit wenigen Worten eine Menge Spannung erzeugen, jedoch bleiben wichtige Fragen unbeantwortet, weshalb das Buch ruhig ein paar Seiten mehr hätte vertragen können. Eine interessante Idee, deren Potenzial zum Ende hin leider nicht ausgeschöpft wurde. Du bist mein, du warst leider nicht mein(s).






Ein Dankeschön für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars
geht an Patrick Nussbaumer!




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♥♥♥







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