Mittwoch, 14. Oktober 2015

[Rezension] Selection (Kiera Cass)


Bild: Sauerländer
♥ Titel: Selection (Band 1)
♥ OT: The Selection
♥ Autor: Kiera Cass
♥ Verlag: Sauerländer
♥ Erscheinungsjahr: 2013
♥ Preis: 16,99€ (HC)
♥ Seiten: 366

Lange Zeit habe ich überlegt, ob ich auf den Hype-Zug aufspringen und Selection lesen soll. Trotz der zahlreichen negativen Rezensionen locken die wunderschönen Cover der Reihe einfach und lächelten mich bei jedem Besuch in meiner Buchhandlung an. Als ich dann auch noch den hübschen vierten Teil, Die Kronprinzessin, auf fast JEDEM anderen Blog zu sehen bekam, habe ich schließlich nachgegeben und MUSSTE es von da an einfach haben!





 ♥ Cover & Aufmachung ♥

Wie bereits gesagt, finde ich die Cover der Selection-Reihe einfach traumhaft schön! Dieses hier ist zwar nicht mein absolutes Lieblingscover, hat aber damals, als es erschienen ist, definitiv meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, denn das Buch ist einfach ein Eyecatcher. Abgebildet ist America, die Protagonistin der ersten Trilogie, wie sie in einem wunderschönen eisblauen Kleid vor dem Spiegel posiert. Das Kleid ist so, soweit ich weiß, zwar nicht im Buch vorgekommen, aber ich liebe die Farbe und den Schnitt dieses Abendkleides und das Gesamtbild mit dem funkelden Hintergrund stimmt einfach. Was ich außerdem toll finde ist, dass das Cover nochmal auf dem Buchrücken aufgegriffen wird, denn auch hier ist America zusätzlich zum Titel noch einmal zu sehen. Wunderschön, mehr kann man dazu fast schon nicht sagen!

 
♥ Inhalt ♥

Die Chance deines Lebens?

35 perfekte Mädchen – und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Prinz Maxon, den Thronfolger des Staates Illeá, heiraten. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, den sie gar nicht begehrt? Und will sie auf Aspen verzichten, ihre heimliche große Liebe? (Quelle: Sauerländer)


♥ Umsetzung ♥

Die Handlung ist eine Mischung aus Dystopie, Märchen, Liebesroman und Der Bachelor. Anfangs wusste ich nicht so ganz, ob sie mich überzeugen würde, da die Story mir noch ein bisschen flach und clichébelastet vorkam. Die ach so große verbotene Liebe zwischen America und Aspen hat mich nämlich kein bisschen berühren können. Sie lieben sich einfach, weil es eben so ist und damit hat sich's. So war es ein holpriger Einstieg, aber das alles hielt mich längst nicht vom Weiterlesen ab. Nachdem sich America dann endlich von ihrem Freund getrennt hat, geht es schließlich bergauf, die Geschichte wurde interessant, märchenhaft und bekam nach und nach einen gewissen Reiz für mich. Ich musste einfach immer weiterlesen und hatte das Buch innerhalb weniger Tage durch. Die Liebesgeschichte zwischen Prinz Maxon und America entwickelte sich nachvollziehbar und authentisch und es war einfach nur süß und lustig, ihre Dialoge zu lesen, die eine gute Portion Sarkasmus mitbringen und dem Buch die gewisse Würze verleihen. Etwas Spannung kam dann auch noch durch die Rebellenangriffe dazu. Wirklich gut gefallen hat mir die Umsetzung der dystopischen Welt in Selection. Das grausame Kastensystem kam mir zunehmend interessanter, aber auch abschreckender vor, je weiter ich las. Kasten sind zwar als solche nichts Neues, da es sie auch in Indien in ähnlicher Weise gibt, jedoch hat Kiera Cass ihre eigene kleine Welt mit dieser Idee aufgebaut, über die ich gerne noch mehr erfahren würde.

♥ Charaktere ♥

America Singer und ihre Familie gehören der Kaste 5 an und müssen jeden Cent sparen, um ihr Überleben zu sichern. America singt und spielt mehrere Instrumente, um die Familie mit Auftritten über Wasser zu halten. Ihre Familie ist ihr sehr wichtig, weshalb sie auch das Casting auf sich nimmt, denn dadurch kann sie ihnen Geld schicken lassen. Wenn man mal von ihrem schrecklichen Vornamen absieht, mochte ich ihren Charakter generell ganz gerne, da sie sich nicht viel aus Luxus, dem Casting und einem Leben als Prinzessin macht. Sie legt viel Wert auf Ehrlichkeit und Natürlichkeit, was dem Prinzen sehr gut an ihr zu gefallen scheint. Trotzdem hat Kiera Cass es mit dem ersten Band noch nicht geschafft, einen vollständig runden Charakter aus ihrer Protagonistin zu machen, denn ab und zu kamen mir ihre Denk- und Verhaltensweisen nicht ganz schlüssig vor und passten nicht ganz zusammen. Beispielsweise freut sie sich riesig über eine teure Jeans, die sie geschenkt bekommt, obwohl sie doch die ganze Zeit predigt, so etwas nicht zu brauchen. Was ich aber noch seltsamer fand war, dass sie immer wiederholt, wie steif, unsympathisch und langweilig sie Maxon findet, aber dann bei jeder Gelegenheit mit ihm flirtet, was das Zeug hält. Auch schätze ich sie eigentlich als eine sehr misstrauische Person ein, doch dem Prinzen vertraut sie dafür viel zu schnell und erzählt ihm sogar von ihrer geheimen Liebe zu einem Mann einer niederen Kaste. Das fand ich schon mehr als seltsam.

Als nächstes hätten wir da Americas Familie, die aus ihren Eltern und mehreren Brüder und Schwestern besteht. Wir lernen sie nur am Anfang und zwischendurch durch einige Briefe kennen, daher sind sie noch ziemlich blasse Charaktere. Wen ich aber überhaupt nicht leiden kann, das ist Americas Mutter. Sie war mir einfach viel zu bevormundend, rechthaberisch und geldgierig. Natürlich möchte sie für ihre Familie nur das Beste, aber das dann auf Kosten von Americas Wohl erreichen zu wollen, hat sie in meinen Augen komplett unsympathisch werden lassen.

Aspen gehört der Kaste 6 an und ist deshalb am Anfang des Buches nur Americas heimlicher Freund. Die beiden treffen sich nachts im Baumhaus hinter dem Haus der Singers und träumen zunächst von einer gemeinsamen Zukunft. Das ist jedoch nicht gern gesehen, da Aspen eine Kaste unter ihr steht. Außerdem hat er kaum genug Geld, um seine Familie über die Runden zu bringen und macht sich große Sorgen um die Zukunft. Angesichts der Chance auf ein besseres Leben befürwortet  er Americas Teilnahme am Casting und trennt sich später von ihr, weil er glaubt, nicht für aie sorgen zu können. Ehrlich gesagt war ich darüber auch ziemlich froh, denn ich mag Aspen nicht sooo gerne. Ich finde einfach, dass er America nicht guttut und ihr nur noch mehr Sorgen bereitet. Auch fand ich seinen Charakter nicht gerade sympathisch und viel zu sprunghaft.

Im Gegensatz dazu fand ich Prinz Maxon einfach toll! Er ist nett, liebenswert, gut aussehend, witzig und anderen Menschen gegenüber sehr gütig, was ihn zu einem guten Prinzen macht. Durch America, die er nach und nach zu lieben lernt, werden ihm zudem die Augen geöffnet für die Missstände in seinem Land, und er beschließt, die Dinge zu ändern. Ich wünsche mir wirklich, dass America am Ende mit ihm zusammenkommt; die beiden sind einfach so süß zusammen! ♡

Zum Schluss gibt es dann noch die anderen Bewohner des Palastes - das Königspaar, Americas Zofen und die 34 anderen Erwählten, von denen aber die meisten nur am Rande namentlich erwähnt werden. Alle diese Charaktere lernt man noch nicht näher kennen, bis auf die Zofe Lucy, deren Vergangenheit erzählt wird, und vielleicht 3 bis 4 Mädchen, u.a. Marlee, Americas beste Freundin im Schloss, und Celeste, ihre Gegenspielerin. Marlee mochte ich ganz gerne und ich hoffe, dass man noch mehr über sie erfahren wird. Celeste war für mich leider nur das Cliché einer fiesen, reichen Tussi, die über Leichen geht, um zu bekommen, was sie will. Sie ist einfach nur dazu da, dass man sie nicht mag und hat keinerlei Ecken und Kanten. Hoffentlich ändert sich das in den nächsten Bänden noch!

♥ Schreibstil ♥

Die Autorin hat keinen besonders außergewöhnlichen, dennoch sehr soliden Schreibstil, der zur Geschichte passt. Alles wird so beschrieben, dass man es sich bildlich gut vorstellen kann, ohne dabei in ellenlange Beschreibungen der Umgebung oder Nebensächlichkeiten abzuschweifen. An einigen Stellen fand ich die Wortwahl der Jugendlichen etwas seltsam, aber das kann auch der Übersetzung geschuldet sein. Wie bereits erwähnt, haben es mir besonders die witzigen, sarkastischen Dialoge zwischen America und Maxon angetan, für die Kiera Cass ein Händchen zu haben scheint. Fast jeder Satz, den die beiden sprachen, setzte dem Ganzen noch eine Schippe drauf, sodass ich an vielen Stellen schmunzelnd mit dem Buch in der Hand in meinem Bett lag.

♥ Fazit ♥

Der erste Band der Selection-Reihe ist auf keinen Fall perfekt, aber er ist es auf jeden Fall wert gelesen zu werden. Für den nächsten Band erhoffe ich mir, dass die Charaktere noch ein bisschen besser ausgearbeitet sein werden und man auch die Nebenfiguren etwas näher kennenlernt, die bisher noch zu kurz gekommen sind. Auch würde ich mir etwas mehr Tiefe wünschen. Alles in allem ein toller Reihenauftakt, der es zwar noch nicht unter meine Lieblingsbücher, aber definitiv in mein Herz geschafft hat. ♥


Bewertung: 3,5/5





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