Donnerstag, 6. August 2015

No Name - Clara - Kurzgeschichte (Teil 3)


Drittens.

01:00 Uhr
Ach du scheiße. Was ist das denn jetzt schon wieder für eine grandiose Idee? Du willst also mit einem wildfremden Typen einfach so abhauen. Ja geil. Und wie hast du dir das bitte gedacht? Ohne richtigen Schulabschluss? Immer noch Minderjährig? Ohne Geld? Ohne Plan? Na das wird ja lustig. Aber andererseits hätte ich es wohl sowieso nicht mehr lange zuhause ausgehalten. Und seine Augen haben so wunderschön gestrahlt als ich 'ja' gesagt habe. Ist das wirklich eine gute Idee? Wahrscheinlich nicht. Aber ein oder zwei Tage werden ja wohl nicht schaden. Und wenn ich merke das er irgendwie seltsam wird, dann haue ich ab oder er wird zu spüren bekommen, dass man mich nicht verarschen sollte. Ich muss mich beeilen. Nicht dass er noch auf dumme Ideen kommt und hier rein will. So weit kommst noch. Ich muss mich beeilen. Nicht dass ich noch jemanden wecke.

Sie schaut aus dem Fenster. Er lehnt gegen eine Mauer und raucht. Er schaut zu ihrem Fenster hoch und lächelt als er merkt, dass sie ihn anschaut. Sie geht schnell einen Schritt vom Fenster weg und widmet sich wieder dem Rucksack auf ihrem Bett. Die nötigsten Kleidungsstücke hat sie schon verstaut. Nun wirft sie den gesamten Inhalt ihrer kleineren Tasche in den Rucksack. Sie rennt ins Bad und holt einige Kosmetik Sachen: ihre Zahnbürste, die Schminke, einen Kamm, Abschmink-Tücher, Tampons. Sie nimmt eine dickere Jacke aus ihrem Schrank und legt sie neben den Rucksack aufs Bett. Sie klettert auf ihren Schreibtisch und nimmt einen Umschlag vom Regal darüber. Sie öffnet den Umschlag und nimmt einige Geldscheine heraus, welche sie sorgfältig zählt. Mit einem unmerklichen Nicken, steckt sie alles wieder zurück, klettert vom Schreibtisch und verstaut den Umschlag sehr tief im Rucksack. Sie zieht noch ihr Handy-Ladekabel aus der Steckdose und legt es in den Rucksack, zusammen mit einer Tafel Schokolade, einem Apfel und einer halb vollen Flasche Wasser, die auf ihrem Schreibtisch standen. Sie blickt sich um, lässt ihren Blick über ihren Schreibtisch, die Regale, den offenen Kleiderschrank und ihre Kommode streifen. Mit einem Ruck geht sie zum Schreibtisch und zieht ein Blatt unter einem Stapel Bücher hervor. Mit einem Kugelschreiber schreibt sie einen kurzen Text auf das Blatt: "Hallo Mama, ich bin für einige Zeit weit weg. Ich kann hier nicht glücklich werden. Bitte such mich nicht, du wirst mich nicht finden. Und versuch auch nicht, mich zu kontaktieren. Ich brauche Abstand von euch. Vielleicht werde ich mich mal zwischendurch melden, aber das kann ich nicht versprechen. Deine Tochter (Vielleicht erinnerst du dich ja noch an meinen Namen.)" Sie liest sich den Text noch mal durch und legt ihn gut sichtbar auf den Schreibtisch. Sie zieht sich ein paar Turnschuhe an, greift nach dem Rucksack und der Jacke, und verlässt das Haus zum zweiten mal.

01:25 Uhr
Aaron schaut auf, als sie aus der Haustür tritt. "Hast du alles was du brauchst?", fragt er sie mit einem Grinsen. Sie nickt. Sie scheint abwesend zu sein, richtet sich aber nach ein paar Sekunden straff auf und schaut ihm in die Augen. "Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?" "100% sicher!", sagt er mit fester Stimme. Sie lächelt. "Sehr gut! Okay, wohin zuerst? Und wie? Und musst du dir vorher noch Zeug von dir holen?" Er lächelt. "Ich hab bei mir eine kleine Überraschung für dich!" Sie schaut ihn fragend an aber er nimmt nur ihre Hand und zieht sie durch die nächtlichen Straßen. Nach einer viertel Stunde erreichen sie ein Mehrfamilienhaus. Er schließt die Haustür auf und sie treten in den Hausflur. Sie laufen die Treppen bis zur obersten Wohnung hoch, wo er erneut sie Tür aufschließt. Er hält ihr die Tür auf, aber sie zögert. Er zuckt mit den Schultern, betritt die Wohnung und lässt die Tür hinter sich offen. Sie betritt langsam die Wohnung, bleibt aber im Türrahmen stehen. Sie beobachtet, wie Aron eine schon gepackte Tasche auf einen kleinen Esstisch stellt und noch einige Kleinigkeiten dazu schmeißt. Dann läuft er zur Tür und nimmt mit einem vielsagenden Blick in ihre Richtung einen kleinen Schlüssel vom Schlüsselbrett. Er schaltet alle Lichter aus, nimmt seine Tasche und geht Richtung Wohnungstür. Sie geht ein paar schnelle Schritte zurück und macht ihm Platz um die Wohnung zuzuschließen. "Und wo ist jetzt diese Überraschung?", fragt sie mit einem sarkastischen  Unterton. "Nicht so ungeduldig, Noname!" sagt er spöttisch. Er deutet mit einer kurzen Handbewegung die Treppe herunter "Nach der jungen Dame!" Mit einem schelmischen Grinsen schaut sie ihn an und bewegt sich provozierend langsam an ihm vorbei die Treppe herunter ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Unten angekommen springt sie förmlich in die kühle Nachtluft hinaus. Aaron ist direkt hinter ihr und lacht kurz auf. Gespielt beleidigt verzieht sie ihre Unterlippe und verschränkt die Arme. Er lacht erneut und geht dann zu einer Garage direkt neben dem Haus und schließt diese auf. Mit einer kräftigen Bewegung zieht er das Tor hoch. Sie zieht deutlich die Luft ein und macht einen Schritt nach vorne. "Gefällt sie dir?" Ihr Gesicht fängt an zu strahlen. "Sie?" Sie geht nach vorne und streicht über ein matt-schwarzes Naked-Byke. Aaron drückt ihr einen passenden Helm in die Hand und sagt mit einem Zwinkern "Erkläre ich dir bei Gelegenheit." Sie grinst, setzt den Helm auf und stellt sich vor die Garage. Er schiebt die Machine raus und schließt das Tor hinter sich. Er setzt sich auf das Motorrad, schaut sie erwartungsvoll an und setzt den Helm auf. Sie setzt sich hinter ihn und legt vorsichtig die Arme um seinen Bauch. Er lässt den Motor aufheulen und fährt los.

Hi. Tut mir leid, dass das nächste Kapitel so lange auf sich hat warten lassen, aber da eh niemand das hier liest, wird es wohl auch keinen stören ^^ Hoffe ihr hattet Spaß beim lesen und seid schon gespannt auf das nächste Kapitel :D.

Küsschen, Clara 

1 Kommentar:

  1. Man merkt Dialoge liegen dir, sie sind schlicht und glaubwürdig ohne künstliche Theatralik oder schwacher Überleitung. Wobei etwas wenig passiert, was die Heldin nun genau alles einpackt war mir weniegr wichtig, ich würde mir wünschen man würde ein paar umgebungsdetails lesen, auch wie Aaron aussieht weiß man eigentlich nicht genau. Ansonsten nettes Kapitel ^^

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